Beschreibung
Lieferketten ist der wohl prominenteste Begriff, um die Struktur des Global Sourcing, der weltweiten Beschaffung von Waren, zu beschreiben. Er wird auch von der Bundesregierung für das Anfang Juni verabschiedete Lieferkettengesetz genutzt, das die Einhaltung von Menschenrechten besser regeln soll. Der Autor kritisiert, dass der Begriff der Komplexität von Machtungleichheiten und struktureller Ausbeutung nicht gerecht wird. Das spiegeln auch die unterschiedlichen Theoriekonzepte wider, die, so Christoph Scherrer, meistens spezifische Machtaspekte fokussieren, ohne die Wechselbeziehungen zu berücksichtigen. Der Autor ergänzt daher allgemeingültige Machtanalysen durch Überlegungen für spezifische Kontexte. Am Beispiel kleinbäuerlicher Betriebe zeigt er, wer am wenigsten von der Arbeitsteilung im Global Sourcing profitiert, wer daran gewinnt - und wie es dazu kommen kann. Er liefert damit zugleich eine theoretische Grundlage, mit der Leser:innen die Machtbeziehungen weltweiter Lieferketten besser verstehen und auch die Wirkmächtigkeit des im Juni 2021 verabschiedeten Lieferkettengesetzes besser einordnen können. Die Flugschrift soll dazu beitragen, die täglichen und systemischen Menschenrechtsverletzungen bei denen, die in globalen Produktionsnetzwerken arbeiten müssen, zu überwinden.
Autorenportrait
Christoph Scherrer ist Professor für Globalisierung und Politik an der Universität Kassel. Er war unter anderem Dozent am J.F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin und an der Rutgers University in Newark. Seine Forschungsinteressen liegen u.a. im Bereich der Internationalen Politischen Ökonomie und der Governance des Weltmarkts mit Fokus auf Handel.