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Alternative Außenpolitik

eBook - Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund der DDR und Franco-Spanien (1947 bis 1975), Edition Kritische Ausgabe

Erschienen am 02.08.2019, Auflage: 1/2019
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783962428082
Sprache: Deutsch
Umfang: 340 S., 5.77 MB
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Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Innen- und sozialpolitisch war der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) ein bekannter Akteur in der DDR. Dass er zumindest zeitweise auch ein wichtiger außenpolitischer Handlungsträger war, ist in der Forschung bislang kaum berücksichtigt worden. Eine Lücke, die mit dieser Dissertation über die Spanienpolitik des FDGB geschlossen wird. Für den FDGB als größte Massenorganisation der DDR war die Legitimation von Aufbau und Geltung des Sozialismus nach innen und außen eine der vorrangigen Aufgaben. Wichtiger Teil davon war die Erinnerungsarbeit zum Spanischen Bürgerkrieg, aus der eine Verpflichtung abgeleitet wurde, die Gewerkschaftsopposition in Spanien zu unterstützen. In der Aufbauphase der DDR diente der Kultus um den Spanischen Bürgerkrieg und die Internationalen Brigaden zur legendenhaften Begründung des sozialistischen Experiments. Nach der Konsolidierung des Arbeiter-und-Bauern-Staates infolge des Mauerbaus 1961 aktivierte der FDGB Teile seiner Organisation als "Revolutionsexporteure". Doch bereits zuvor hatte der FDGB frühzeitig ein transnationales Beziehungsnetz mit Gewerkschaften in Ost und West aufgebaut. Denn zugleich sollten die außenpolitischen Aktionsmöglichkeiten der DDR durch die Gewerkschaft ausgebaut werden. Dabei war Spanien während der Diktatur Francisco Francos auch aus globalstrategischen Gründen ein wichtiges Operationsgebiet. Der FDGB war in den Kontext der DDR-Spanienpolitik fest eingebunden, um den "Freiheitskampf des spanischen Volkes" als gelebten Antifaschismus zu zelebrieren. Entsprechend finanzierte er Solidaritätsorganisationen für Spanien oder propagandistische und literarische Publikationen und leistete Hilfe bei der Integration spanischer Exilierter in der DDR. Ein wichtiger Zweig dieser Tätigkeiten bezog sich auf aktive materielle und moralische Hilfe für die spanische Opposition, insbesondere die von Kommunisten dominierte illegale Gewerkschaft Comisiones Obreras. Offiziell unterstützte der FDGB diese nur rhetorisch; beachtliche Lieferungen von Hilfsgütern oder andere Formen materieller Solidarität erfolgten verdeckt. Heimlich wurden Delegationen der Comisiones Obreras empfangen, Arbeitern Kuraufenthalte ermöglicht, Schulungen angeboten, Studenten an der Gewerkschaftshochschule unterrichtet. Doch die Beziehungen waren nicht frei von Spannungen und insbesondere nach der Niederschlagung des "Prager Frühlings" zeitweise vom endgültigen Abbruch bedroht. Andreas Jüngling untersucht die Handlungsspielräume des FDGB als Teil des außenpolitischen Apparates der DDR. Dabei thematisiert er sowohl die transnationalen Zu- und Einordnungsversuche der historischen Forschung als auch die Frage, inwiefern und wie weit sich die operative Autonomie von Teil- und Subsystemen im Verhältnis zur SED entwickelte, ausdehnte, behauptete oder wieder beschnitten wurde. Nicht zuletzt fördert seine Arbeit Ergebnisse zutage, die erkennen lassen, ob es einen kontinuierlichen und harmonischen Gleichklang zwischen FDGB und SED gab, der die reibungslose "Transmission" am Beispiel der Spanienpolitik demonstriert. Insgesamt erweitert die Arbeit die Forschung zur Geschichte der Beziehungen zwischen den antagonistischen Regimen der DDR und Franco-Spaniens um die neue Facette der Gewerkschaftsaußenpolitik zwischen Solidarität und Realpolitik.

Autorenportrait

Andreas Jüngling studierte Mittlere und Neuere Geschichte, Philosophie und Neuere deutsche Literaturwissenschaften in Bonn. Er war bis 2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte der Universität Köln und lehrt und publizierte mit den Schwerpunkten über Formen autoritärer Herrschaft im 20. Jahrhundert, historische Kommunismus- und Faschismusforschung, zur Geschichte Spaniens im 19. und 20. Jahrhundert und der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der DDR an den Universitäten Berlin, Bonn und Köln. Ebenfalls als Wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete er von 2013 bis 2016 im Projekt "Geschichte des Chemie- und Pharmaunternehmens Merck von 1968 bis heute" mit. Zuvor war er Stellvertreter des Leiters des Unternehmensarchivs der Aktion Mensch e.V. Seit Juni 2018 ist Andreas Jüngling Stadtarchivar in Meckenheim.

Inhalt

Vorwort Einleitung Einführung Alternative Außenpolitik. Der FDGB im außenpolitischen System der DDR Die Gewerkschaften FDGB. Auswärtige Organisation und Ausrichtung, 1945 bis 1975 Comisiones Obreras. Gewerkschaftsopposition in Spanien, 1957 bis 1975 Spanien für den inneren Gebrauch. Der FDGB und der spanische Widerstand Erste Berührungen des FDGB mit der spanischen Emigration in der SBZ, 1947 Eine Zeit der Stille und der Ferne, 1948 bis 1955 Pakete über die Pyrenäen. Innere Mobilisierung, 1956 bis 1962 Wendung nach außen. Die Beziehungen des FDGB zu den Comisiones Obreras Zwischen Enthusiasmus und Professionalität, 1963 bis 1970 Die kühle Logik der Solidarität, 1971 bis 1975 Schluss Anhang Abkürzungsverzeichnis Bibliographie Institutionenregister Personenregister

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