Beschreibung
Steuern können erst dann bezahlt werden, wenn ein Modell existiert, mit dem die Steuerhöhe berechnet werden kann. Wenn wie in diesem Beispiel Mathematik als Gestaltungsmittel für die Realität genutzt wird, spricht man von normativer Modellierung. Die Auseinandersetzung mit mathematischen Modellierungen ist geprägt von dem Potenzial, sowohl über den lebensweltlichen Kontext als auch über die Anwendung von Mathematik aufzuklären. Normative Modellierungen sind dabei besonders geeignet, um im Mathematikunterricht Allgemeinbildung und Mündigkeit zu fördern. Denn neben den Anwendungsgebieten selbst ist der ungewohnt uneindeutige und aushandlungsbedürftige Gebrauch von Mathematik von hohem Bildungswert.
Dieses Buch ist ein Plädoyer, normative Modellierung im Mathematikunterricht stärker zu thematisieren. Dadurch können herkömmliche Modellierungskompetenzen ergänzt und das Bild von Mathematik abgerundet werden. Am Beispiel der Mathematik hinter Wahlen und jüngeren Wahlrechtsreformen werden die Wechselwirkung von Mathematik und Sachkontext, der Einfluss menschlicher Modellierungsentscheidungen und die Grenzen von Mathematik bei normativen Modellierungen exemplarisch aufgezeigt.
Zu diesem Thema sowie zu weiteren Sachkontexten wie z. B. der Unternehmensbewertung oder der Oberfläche des Arktis-Eises werden konkrete Lernumgebungen vorgestellt, mit denen normative Modellierung mit Schüler:innen realitätsbezogen und bildungsrelevant behandelt werden kann.