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Technikphilosophie in der DDR und in der BRD zwischen 1949 und 1989 - ein Vergleich auf dem Hintergrund unterschiedlicher gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ideologischer Systeme

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783959351232
Sprache: Deutsch
Umfang: 0 S., 1.92 MB
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Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Keine andere Erscheinung in der Geschichte der Menschheit hat unser gesellschaftliches und privates Leben bis heute so nachdrücklich beeinflusst wie die rasante Entwicklung der modernen Technik. Ungeachtet dieser Realität führt die Philosophie der Technik bis heute lediglich eine Randexistenz im philosophischen Kanon. Von daher wurde auch die Geschichte der Technikphilosophie (die bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts im Übrigen eine fast ausschließlich deutsche Domäne war) bisher nur unzureichend wissenschaftlich erforscht, die Technikphilosophie der DDR überhaupt nicht. Insbesondere auf diesem Gebiet war also Pionierarbeit zu leisten, deren teils überraschende Ergebnisse in diesem Band vorliegen. Pionierarbeit war auch insofern zu leisten, als in den wenigen bisher vorliegenden Untersuchungen zur Geschichte der Technikphilosophie die jeweiligen konkreten gesellschaftspolitischen Hintergründe, ohne deren Kenntnis eine bestimmte philosophische Entwicklung letztlich niemals adäquat verstanden werden kann, kaum beachtet worden waren.Der Autor untersucht daher zunächst die jeweiligen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ideologischen Gegebenheiten von BRD und DDR und erforscht und vergleicht auf diesem Hintergrund die verschiedenen Technikphilosophien der beiden deutschen Staaten.

Autorenportrait

Michael Paul Veit, Jahrgang 1952, studierte Philosophie, Sozialwissenschaften und Evangelische Theologie an den Universitäten Bochum, Münster und Bonn. Nach erfolgreichem Abschluss seiner Examina in Sozialwissenschaften und Theologie arbeitete er lange Jahre als evangelischer Pfarrer. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand nahm er sein Philosophie-Studium wieder auf und absolvierte in diesem Fach die Bachelor- und Masterprüfung. Neben der Hermeneutik entwickelte sich insbesondere die Technikphilosophie zum Schwerpunkt seines Studiums. Bei den Recherchen zu seiner Masterarbeit über die Entwicklung dieser philosophischen Disziplin von den Anfängen bis heute, die der Autor auch als Buch im Diplomica-Verlag veröffentlichte, wurde deutlich, dass die Technikphilosophie der DDR noch völlig unerforscht war. Dies motivierte den Autor, sich nach dem Abschluss seines Studiums zwei Jahre lang intensiv mit der wissenschaftlichen Erforschung dieser Problematik zu befassen und die Ergebnisse in dem vorliegenden Buch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Leseprobe

Textprobe:2 Die DDRKapitel 2.1 Allgemeine Überlegungen zum Forschungsbereich "Gesellschaft / Wirtschaft / Ideologie" der DDR:Die Situation der ideologiedominierten engen formalen, inhaltlichen, institutionellen und personellen Verzahnung sämtlicher individueller und gesellschaftlicher Bereiche der DDR macht es erforderlich, zu Beginn des DDR - Teils der Arbeit zunächst noch einige grundsätzliche Überlegungen hinsichtlich der spezifischen Art und Weise des Zugehens auf das "System DDR" anzustellen. An Versuchen, diesem System in seiner ganzen "komplexen Vielfalt...beizukommen", seine "Vielgestaltigkeit nachzuzeichnen" besteht kein Mangel. Die Ausgangspunkte und damit die verwendeten Methoden sind vielfältig. Sie reichen von der umfangreichen (neun Bände in 18 Teilbänden) Materialien der Enquete - Kommission des deutschen Bundestages, die von Maffeis nicht zu Unrecht als "...konfuse Sammlung an Daten und Meinungen über das gesamte "System DDR" und... nur teilweise analytische oder historisch - kritische Recherchen" eingeschätzt werden, über die dreibändige lexikalische Darstellung der "Organisationen und Institutionen" einschliesslich der "Funktionäre" der DDR von Herbst/Ranke/Winkler oder Müller-Enbergs/Wiegohs/Hoffmanns "biographisches Lexikon": "Wer war wer in der DDR ?" bis hin zum zweibändigen "Lexikon des Sozialismus" von Eppelmann/Möller/Nooke/Wilms. Schroeder versucht, das Phänomen "DDR" vom Ausgangspunkt "SED" her zu erfassen. Diverse Untersuchungen einzelner Aspekte der DDR wie von Baske/Engelbert (Bildungspolitik der DDR), dem Institut für Gesellschaft und Wissenschaft (IGW) an der Universität Erlan¬gen-Nürnberg (Wissenschaftspolitik und Wissenschaftsentwicklung in der DDR) und nicht zuletzt auch die Untersuchungen zur DDR-Philosophie durch Wilharm und Maffeis sehen sich jedoch alsbald (ebenso wie der Verfasser dieser Arbeit) mit dem Problem konfrontiert, dass es im Grunde nicht möglich ist, bestimmte Einzelbereiche vom Gesamtsystem der DDR zur Untersuchung abzuheben. Mit Ausnahme der primär lexikalisch orientierten Publikationen wird in der Regel versucht, diesem Problem zu begegnen, indem man den Standpunkt des Historikers einnimmt und von dort aus das Auftreten bzw. die Entwicklung des zu untersuchenden Phänomens in bestimmte Abschnitte ("Perioden") einteilt, die man dann nach und nach abarbeitet. In den (eher wenigen westlichen und zahlreichen östlichen) Werken zur Gesamtgeschichte der DDR ist dies der Regelfall, aber auch Untersuchungen zu Einzelthemen wie die von Maffeis, Schroeder, Baske/Engelbert, Kapferer 1988, Wengst/Wentker, Usko etc. bedienen sich dieser Methode. Der Vergleich der aus dieser Vorgehensweise resultierenden Einteilungen, Periodisierungen etc. zeigt aber unmittelbar, dass die Ergebnisse sehr stark variieren und letztendlich primär von der subjektiven Entscheidung des jeweiligen Verfassers abhängen.Baske/Engelbert konstatieren daher zu Recht mit Blick auf die DDR-Publikationen, "...daß für die Gesamtenwicklung der SBZ/DDR bisher keine allgemein anerkannte Periodisierung mit überzeugend begründeten Zäsuren vorliegt." Im Hinblick auf entsprechenden West-Publikationen äussert Baske an anderer Stelle: "Ebenso werden in einigen Arbeiten westdeutscher Autoren Entwicklungsphasen unterschieden, die jedoch nicht nur in der zeitlichen Begrenzung, sondern auch in der inhaltlichen und terminologischen Bestimmung mehr oder weniger stark differieren." Der Verfasser selbst hat sich aus primär praktischen Gründen, insbesondere zugunsten der Übersichtlichkeit, entschieden, sich bei der Darstellung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Hintergründer der DDR weitgehend an der Einteilung A. Malychas zu orientieren. Hinsichtlich der Zugehensweise teilt der Verfasser die Einschätzung C. Burrichters: "Der Ist-Zustand in den beiden deutschen Gesellschaften...ist...dem externen Beobachter - allemal vom Wahrnehmungsplateau einer antagonistischen Orientierungsmatrix her - inzwischen so weit entfernt und wohl auch fremd, dass es nicht mehr ausreicht, allein durch akribische Informationsbeschaffung das andere System verstehen zu wollen. Wissenschaftliche Datensammlungen und Deskriptionen über die DDR machen das Phänomen zwar in seinen Konturen deutlich, damit hat man aber das System nicht schon verstanden; das Verständnis vermittelt sich erst über die systematische Analyse des Entstehungszusammenhanges...". Die dann im Folgenden von Burrichter quasi als Gegenentwurf zum oben dargestellten üblichen narrativ - deskriptiven Vorgehen entwickelte Konzeption erscheint in einer Weise plausibel und eingängig, dass sie auch in der inhaltlichen und formalen Ausgestaltung des DDR-Teils der vorliegenden Arbeit ihren Niederschlag finden wird. Burrichters Ansatz soll daher im Folgenden zunächst dargestellt werden, wobei bereits erste Konsequenzen für die weitere Darstellung des Forschungsprojekts formuliert werden.2.1.1 C. Burrichters Konzept der "Diachronen Analyse":Vom Zusammenhang her ist die Konzeption Burrichters, die die Überschrift "Methodologische Präliminarien zeitgenössischer Deutschlandforschung - Beispiel Philosophie" trägt, ein Abschnitt (20 Seiten) von Vieren in dem von ihm herausgegebenen Band: "Ein kurzer Frühling der Philosophie - DDR-Philosophie in der "Aufbauphase"" von 1984. Die drei anderen Aufsätze (von Zimmerli, Gethmann und Böhme) befassen sich mit spezielleren philosophischen Einzeldebatten der DDR der fünfziger Jahre. Zwar geht es laut Überschrift beispielhaft um Philosophie, letztendlich sind die von Burrichter herausgearbeiteten "methodologischen Präliminarien" aber, wie es ebenfalls bereits in der Überschrift ausgedrückt wird, letztendlich auf jede Art einer "zeitgeschichtlichen Deutschlandforschung" anwendbar und beinhalten von daher auch die Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Ideologie.Bereits 1984, zum Erscheinungszeitpunkt des Bandes, war jegliche geisteswissenschaftliche Befassung mit der damals bereits 35 Jahre existierenden DDR und der BRD im entsprechenden Zeitraum, wie Burrichter betont, zeitgeschichtliche Forschung. Dies hatte zur Folge, dass sich von den Anfängen der DDR bis zur Veröffentlichung Burrichters "...im jeweiligen Zuständigkeits- und (internen) Einflussbereich der beiden Staaten zwei an antagonistischen Wertvorstellungen orientierte Gesellschaftssysteme etabliert und in reichlich wechselhaften Entwicklungen auch verfestigt (hatten); d.h., die in den Gesellschaften handelnden Subjekte agieren jeweils systemisch." Als Konsequenz ergibt sich, wie bereits zitiert, dass sich ein Verstehen des "Systems DDR" (und damit auch seiner einzelnen Phänomene) nur auf der Grundlage einer systematischen "Analyse des Entstehungszusammenhangs" ("Diachrone Analyse") entwickeln kann.Dies ist letztlich wohl auch der Grund, warum sich eine 1984 erschienene Publikation zur DDR wie die Burrichters noch einmal intensiv mit bestimmten Auseinandersetzungen der Gründerjahre der DDR befasst - die entscheidendenden Weichenstellungen für praktisch sämtliche Entwicklungen der DDR (auch über 1984 hinaus) fanden in den Anfangsjahren der SBZ/DDR statt. Diese Grundthese Burrichters deckt sich mit den Untersuchungsergebnissen des Verfassers und wird insofern prinzipiell übernommen. Was Burrichter allerdings nicht (oder allenfalls gelegentlich in Nebensätzen) thematisiert, ist die Tatsache, dass die diversen konkreten Massnahmen, mit denen die SMAD/SED die Weichen für die weitere Gesamtentwicklung der SBZ/DDR stellten, ihrerseits auf der ostblockspezifischen stalinistischen Marxinterpretation, dem "Marxismus - Leninismus" abgeleitet wurden, dessen Wurzeln bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts zurückreichen. Das Jahr 1945 markiert jedoch den eigentlichen Beginn der daraus resultierenden konkreten Massnahmen.Für die praktische Gestaltung der Untersuchung bedeutet dies, dass sowohl dem "Marxismus-Leninismus" als auch der Untersuchung der Anfangsjahre der SBZ/DDR inhaltlich und quantitativ entsprechend Raum gegeben werden muss, damit nachvollziehbar wird, wie die DDR zu dem wurde, was sie war, und von daher die Entwicklungen der Folgejahre entsprechend gewertet werden können. Im Unterschied zu den üblichen deskriptiv - narrativen, in der Darstellung strikt chronologisch vorgehenden Ansätzen betrachtet Burrichter die Entwicklungen der DDR als ein sich "...wandelnde(s) Verhältnis zwischen Machtpolitik und Ordnungspolitik...". Diese beiden Arten von Politik stellen quasi zwei verschiedene "Zügel" dar. Je nach den gegebenen Umständen zog die SED-Führung jeweils einen dieser beiden "Zügel" straffer, ohne dabei den anderen ausser Acht zu lassen. In der Anfangsphase ging es primär um Macht. Ziel der SED-Führung in dieser Phase war es, die Staatsmacht "personell und institutionell zu okkupieren...und mit allen machtpolitischen Instrumentarien zu festigen und zu perpetuieren...".Die "...gesellschaftliche Umstrukturierung und ordnungspolitische Umorientierung..." unter ideologischen Aspekten trat erst später hinzu. Ziel der machtpolitischer Massnahmen war also primär die Etablierung bzw. Sicherung der Staatsmacht, Ziel der ordnungspolitischen Massnahmen vor allem die Entwicklung und Formulierung einer sozialistischen kollektiven Ordnung. Macht war primär ein institutionelles, instrumentelles und personelles (kaderpolitisches ) Problem, lösbar mit Erfahrung aus dem Untergrund, der Emigration und dem internationalen Klassenkampf, und mit Hilfe der UdSSR bzw. der SMAD.Ordnung und Ideologie, d.h., "die Hervorbringung und Formulierung von...kollektivem Ordnungswissen für die sich herausbildende DDR-Gesellschaft" war primär "...ein kompliziertes kognitives Problem". Diesem Problemgebiet suchte die SED-Spitze einerseits mit Hilfe straffer Steuerungsmassnahmen in der Schul- und Hochschulpolitik zu begegnen, andererseits mit der Instrumentalisierung der Wissenschaft, insbesondere der "fortschrittlichen Gesellschaftswissenschaften", zur Bewusstseinssteuerung. B

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