Beschreibung
Als Großstädter ist es für mich jedes Mal überwältigend, wenn ich mich bei Abstechern aufs Land in klaren Nächten unter tausenden Sternen wiederfinde. Es ist, als erschließe sich eine Ebene der Realität, die immer da ist, aber unter den urbanen Licht- und Dunstglocken normalerweise verborgen bleibt.
Sobald wir über den Sternenhimmel hinaus blicken, geht die Reise zu den geheimen Strukturen des Weltalls erst richtig los. Teleskope, die nicht nur ungleich schärfer sehen können als wir, sondern zudem ganz andere Wellenlängen erkennen, enthüllen Phänomene von Radiofrequenzen über das Infrarote bis in den Röntgenbereich. Sie liefern Aufnahmen anderer Galaxien, deren zartes Glimmen zwischen den vergleichsweise grellen Sternen der Milchstraße für das bloße Auge niemals auszumachen wäre.
Dabei werden die Objekte im Kosmos nicht nur immer leuchtschwächer, je weiter sie von uns entfernt sind. Außerdem hat das von ihnen ausgesendete Licht umso länger benötigt, hierher zu gelangen. Darum erscheinen uns viele Dinge so, wie sie vor vielen Milliarden Jahren aussahen, und jeder Blick in die Tiefen des Alls wird zu einem Blick in dessen Vergangenheit.
Auf die Weise lässt sich die Geschichte des Kosmos rekonstruieren, vom Nachleuchten des Urknalls (S. 12) über die frühen Galaxien (S. 52) bis hin zu Strukturen und Prozessen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft (S. 104). Die Artikel, die wir in dieser Sonderausgabe gesammelt haben, fügen faszinierende Aspekte aus unterschiedlichen Epochen und Phänomenen zu einem umfassenden Bild des Weltraums und seiner größten Rätsel zusammen.
Dabei wird klar: Selbst die besten Theorien beschreiben nur einen Bruchteil der Vorgänge im All. Sowohl die Ursachen der Dunklen Energie (S. 6) als auch der Dunklen Materie (S. 72) sind seit Jahrzehnten völlig offen. So bleibt genug zu entdecken. Letztlich macht jeder neue astronomische Blickwinkel das Universum ein Stück imposanter, ob beim Übergang zwischen Stadt und Land oder von einem Untersuchungsgegenstand zum nächsten. Erkenntnisreiche Perspektivwechsel beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Mike Zeitz, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.