Beschreibung
»Ein Affe kann zwar sagen: ›Vorsicht, Schlange!‹ – er kann aber nicht sagen: ›Hör mal, hier ist gar keine Schlange!‹« So treffend beschrieb der Philosoph Kurt Bayertz in einer Podiumsdiskussion die mitunter überschätzten Sprachfähigkeiten von Tieren (siehe S. 32). In der Tat scheint das gesprochene Wort etwas typisch Menschliches zu sein. Woher Homo sapiens diese Fähigkeit hat, gehört aber immer noch zu den großen Rätseln der Evolutionsbiologie. Sicher ist, dass die menschliche Sprache nicht vom Himmel fiel, sondern auf Vorläufern in der Tierwelt aufbaut. Wie das geschah, darüber streiten sich die Gelehrten. Der US-amerikanische Linguist Noam Chomsky revolutionierte ab den 1960er Jahren das Feld mit seiner Idee einer Universalgrammatik. Demnach besitzt der Mensch eine angeborene Grammatikschablone, die das Kleinkind nach und nach mit seinem Mutteridiom füllt. Aber ist das wirklich so? Inzwischen mehren sich die Zweifel an diesem so bestechend einfach wirkenden Modell. Zu den Kritikern zählen der Entwicklungspsychologe Paul Ibbotson und der Anthropologe Michael Tomasello. Ab S. 14 erfahren Sie, wie diese beiden Forscher sich das Wunder der menschlichen Kommunikation erklären. Gegenstand intensiver Studien ist auch die Frage, was im Kopf vor sich geht, wenn wir sprechen. Fundamental hierzu waren die Entdeckungen des französischen Anatomen Paul Broca (1824–1880) und des deutschen Neurologen Carl Wernicke (1848–1905). Durch genaue Beobachtungen an ihren Patienten spürten sie die entscheidenden Sprachzentren des Gehirns auf: Während das motorische Broca-Areal dafür sorgt, dass wir artikulieren können, ermöglicht sein Pendant, das sensorische Wernicke-Areal, das Verständnis. Auch heutzutage ziehen Mediziner aus neurologischen Ausfallerscheinungen wichtige Schlüsse darüber, wie das Gehirn Sprache verarbeitet. Welche zum Teil skurrilen, letztlich aber doch tragischen Fallgeschichten hinter manchen Erkenntnissen stecken, lesen Sie ab S. 54. Und nicht zuletzt taugt unser Sprechapparat im Kehlkopf nicht nur zum Plaudern, sondern vermag sogar als Musikinstrument zu dienen. Staunen Sie ab S. 46 über das künstlerische Meisterwerk des professionellen Gesangs!