Beschreibung
Auch wenn wir in der Schule etwas anderes gelernt haben: Alle regionalen Dialekte quer durch Europa sind auf die eine oder andere Weise miteinander verwandt, teils der sprachlichen Form nach, fast immer aber nach den hinter den einzelnen Wörtern stehenden Vorstellungen und Begriffen.In diesen Vorstellungen und Begriffen ist die gemeinsame Kulturgeschichte Europas geronnen, die nie im Rahmen der modernen Staatsgrenzen abgelaufen ist, sondern immer ein kultureller Austausch zwischen den verschiedenen Teilen des Kontinents war und am Ende auch ein Austausch zwischen Kontinenten, auf denen Europäisch gesprochen wurde.Europäisch, mit seinen Weltsprachen-Dialekten wie Englisch, Spanisch, Französisch, Russisch und Portugiesisch und seinen auch historisch bedeutsamen Regionalsprachen wie Deutsch, Italienisch, Polnisch oder Niederländisch, ist zusammengenommen die mit Abstand wichtigste Weltsprache, und keine andere Sprache und Kulturtradition hat die Welt mehr geprägt, im Guten wie im Schlechten, als die europäische.Die Schriftgestalt der europäischen Wörter hat deren gemeinsame Geschichte zu einem großen Teil festgehalten und ist eine kulturgeschichtliche Quelle erster Güte. Den Wanderungen und Wandlungen der Wörter anhand solcher Indizien nachzugehen, führt immer wieder zu erstaunlichen und zuweilen auch erheiternden Erkenntnissen.Es wäre schön, wenn die Europäer ihre Aufspaltung in Sprachnationen hinter sich lassen könnten und zusammen mit den Europäischsprachigen in aller Welt und letztlich allen Menschen die Werte verteidigten, die das Beste der europäischen Kulturtradition sind: Menschlichkeit, alias Humanität, "gumannost'", "umanita", "humanite"; Freiheit, "freedom"; Liberalität, "liberty", "libertade" oder "wolnosc", die Freiheit des Wollens; und eine Gerechtigkeit, eine Justiz, "justice", oder "pravo", ein Recht also, das auf Treue, "truth", zur "pravda", der Wahrheit, "verdad", "verité" beruht.
Autorenportrait
Edmund Jacoby, geboren 1948, studierte Philosophie, Geschichte und politische Wissenschaften in Tübingen, Paris und Frankfurt am Main, unter anderem bei Ernst Bloch und Jacques LeGoff. Er promovierte 1983 bei Alfred Schmidt und lring Fetscher mit der sozialphilosophischen Arbeit "Wissen und Reichtum. Zum Verhältnis universaler und partikularer Vergesellschaftung". Neben Lehraufträgen an der Goethe-Universität in Frankfurt arbeitete er als Übersetzer wissenschaftlicher und literarischer Texte und veröffentlichte Arbeiten über Schiller und Goethe sowie Charles Dickens.Ende 1983 wurde Edmund Jacoby Lektor bei der Büchergilde Gutenberg in Frankfurt, 1995 übernahm er die Leitung des Gerstenberg Verlags in Hildesheim. 2008 gründete er zusammen mit seiner Frau Nicola Stuart in Berlin das Verlagshaus Jacoby& Stuart.
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