Beschreibung
Das, was wir mit der Chiffre "1968" bezeichnen, war eine grundlegende Kulturrevolution, die spätestens am 2. Juni 1967 mit der Erschießung Benno Ohnesorgs begann und erst in den späten Siebzigerjahren mit der Auflösung der K-Gruppen und der Gründung der Grünen endete. Willi Jasper, als Funktionär der maoistischen KPD/AO zehn Jahre Protagonist der Bewegung, blickt in seinem sehr persönlichen Bericht auf eine Zeit des Aufbruchs zurück, in der sich die Lektüre von Paul Celan und Theodor W. Adorno mit Proletkult und Arbeiterromantik verbanden und Happenings und Militanz in die Agitation in der Fabrik und die Teilnahme an Bundestagswahlen mit Ergebnissen im Promillebereich übergingen. Während eine Chinareise 1977 zur großen Desillusionierung führte, lösten sich die großen Hoffnungen der damaligen Zeit - entgegen aller Selbstzufriedenheit der Veteranen von 68 - bis heute nicht ein. So stellen sich aus der Gegenwart nicht nur Fragen an die Vergangenheit, sondern es richten sich auch Fragen aus der Vergangenheit an die Zukunft.
Autorenportrait
Willi Jasper, 1945 in Lavelsloh geboren, lebte als Kulturwissenschaftler und Publizist in Berlin. Er studierte ab 1968 an der Freien Universität Berlin und gehörte 1970 zum Gründerkreis der maoistischen KPD/AO. Bis 2010 war er Professor für deutsch-jüdische Literatur und Kulturgeschichte an der Universität Potsdam. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, bei Matthes & Seitz Berlin eine Geschichte des Ortes Riva am Gardasee und ein Erinnerungsbuch über 1968: Der gläserne Sarg. Er verstarb 2023.