Beschreibung
1917 erschütterte die Oktoberrevolution Russland. Nur wenige Jahre später ist der Sozialismus durchgesetzt. Lenin, der Anführer der Revolution, kämpft in einem Landhaus bei Moskau gegen den körperlichen und geistigen Verfall. Die erbitterten Kämpfe gegen politische Widersacher, das Ringen mit den zögernden Bolschewiki um ein revolutionäres Eingreifen, sein unermüdliches Arbeiten für eine neue Gesellschaft nach den Grundsätzen des Marxismus, ein Attentat durch die Anarchistin Fanny Kaplan und mehrere Schlaganfälle haben den Revolutionär, brillanten Theoretiker und charismatischen politischen Führer geschwächt. Im Kreis weniger Vertrauter ringt er abgeschnitten vom Zentralkomitee um politischen Einfluss. Sein Weggefährte Trotzki, der Kulturpolitiker Lunatscharski und weitere Personen, die in Lenins Datscha vorsprechen, rufen Erinnerungen an den kurzen Moment wach, an dem historisch alles möglich schien. Doch der verfallende Körper und geschwächte Geist Lenins werfen den 'größten Kopf des 20. Jahrhunderts' auf sich selbst zurück. Und der auf die Nachfolge spekulierende Gegenspieler Stalin wartet schon auf seine Chance. In dem Drama 'LENIN' blickt Milo Rau durch Lenins Hirn auf die wohl folgenreichste Revolution der Menschheitsgeschichte: in eine Gesellschaft zwischen Aufbruch und Apathie, Revolutionssehnsucht und reaktionären Widerständen - ein Labyrinth der Hoffnungen und Ängste, der politischen Ideale und kollektiven Gewalterfahrung.
Autorenportrait
Milo Rau (geboren 1977 in Bern) ist ein Autor, Film- und Theaterregisseur. Er studierte Soziologie und Linguistik u. a. bei Pierre Bourdieu und Tsvetan Todorov. Seit 2002 veröffentlichte Rau, künstlerischer Leiter des IIPM - International Institute of Political Murder, über 50 Theaterstücke, Filme und Bücher. Im Verbrecher Verlag erschienen die Bände "Die letzten Tage der Ceausescus", "Hate Radio", "Die Zürcher Prozesse/Die Moskauer Prozesse", der Essay-Band "Althussers Hände" und zuletzt "Die Europa Trilogie/The Europe Trilogy". Le Soir bezeichnete Milo Rau als "einen der freisten und streitbarsten Geister der Gegenwart". Sein künstlerisches Werk, das zu den einflussreichsten unserer Zeit gehört, wurde zahlreich ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden, dem Preis des Internationalen Theaterinstituts (ITI), dem Berner Literaturpreis und dem 3sat-Preis. 2017 wurde Milo Rau mit der Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik geehrt, zudem wird er in Zusammenarbeit mit Steven Heene und Stefan Bläske die Leitung des Stadttheaters in Gent übernehmen.