Beschreibung
Erstmals erwirtschafteten die Fußballclubs der 1. Bundesliga in der Saison 2011/12 über 2 Milliarden Euro Umsatz. Diese Zahl macht deutlich, dass aus den ehemals eingetragenen Vereinen mächtige Kapitalgesellschaften erwachsen sind. Doch welchen Anforderungen und Prozessen muss sich ein heutiger Spitzenclub eigentlich stellen, um wirtschaftlich und sportlich erfolgreich zu sein?Um dieser Frage nachzugehen wurden erstmals die wirtschaftlichen und die sportlichen Prozesse, ausgehend von der Personalbeschaffung bis zur Personalfreisetzung, in klarstrukturierten Prozessketten getrennt voneinander betrachtet. Das vorliegende Werk liefert endlich einen klaren, durch zahlreiche Praxisbeispiele untermauerten Überblick über berufliche Tätigkeitsfelder und Aufgaben innerhalb eines Fußballclubs. Zudem widmet es sich der Fragestellung, ob besonders erfolgsversprechende Arbeitsmethoden auf Unternehmen der Wirtschaftsbranche übertragbar sind.
Autorenportrait
Der Autor Jan Wähnert absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Medienmanagement und KMU-Management an der Universität Siegen und machte 2012 seinen Abschluss als Bachelor of Science. Seine Bachelorarbeit konzentriert sich auf den Schwerpunkt Sportmanagement und bietet weitreichende Einblicke in die wirtschaftlichen und sportlichen Prozesse eines Fußballvereins. Bereits vor seinem Studium war der Autor beim Fußballverein Nordberliner SC tätig, trainierte dort fünf Jugendmannschaften und arbeitete in der Geschäftsstelle. Anschließend engagierte er sich ehrenamtlich um die Jugendnachwuchsausbildung innerhalb von Sportvereinen. Nach seinem Studium arbeitete er bei KühnSportConsulting und erlangte umfangreiches Wissen über die wirtschaftliche Planung und Organisation von Sportgroßveranstaltungen. Während dieser Zeit wurden u.a. Projekte für Hertha BSC umgesetzt sowie das größte Hallenfußballturnier der Bundesliga-Traditionsmannschaften, der FlexStrom-Cup in der Berliner Max-Schmeling-Halle, organisiert.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel 4. Zum Lerntransfer vom Fußballverein zum Unternehmen:Die Hauptuntersuchung beginnt zunächst mit der wirtschaftlichen Personalmanagementprozesskette der Fußballclubs bzw. -vereine. In Abschnitt 4.2 soll anschließend der sportliche Bereich durch die sportliche Prozesskette beschrieben werden. Dabei werden erfolgsversprechende und nach Ansicht des Autors, empfehlenswerte Personalinstrumente für Unternehmen herausgefiltert. Abschließend soll in Abschnitt 4.3 Lerntransfer für Unternehmen geprüft werden, ob eine Übertragbarkeit auf Unternehmen der Wirtschaftsbranche möglich ist.4.1, Wirtschaftliche Personalmanagementprozesskette:Im Folgenden soll die wirtschaftliche Personalmanagementprozesskette von Fußballvereinen und -clubs mit ihren Besonderheiten aufgezeigt werden. Dabei sollte der Prozess ganzheitlich betrachtet werden, da die einzelnen Instrumente zusammenhängen und nicht immer scharf trennbar sind. Innerhalb dieses Abschnitts soll ein Grundverständnis über die Strukturen und Aufgaben eines Fußballclubs vermittelt werden, auf die Unterschiede zwischen dem Prozess eines Fußballvereins und dem Prozess eines Fußballclubs wird dabei im Besonderen hingewiesen. Weiterhin sollen die wichtigsten Organe und ihre Kompetenzen im personalwirtschaftlichen Managementprozess aufgezeigt werden.4.1.1, Personalbeschaffung:Axel Zehle bezeichnet die Personalbeschaffung als das zentrale Instrument für den Erfolg eines Vereins und einer Kapitalgesellschaft. Diese Aussage kann dadurch bekräftigt werden, da der Erfolg maßgeblich von den handelnden Personen abhängt. Für eine Personalstelle gibt es im Regelfall ein Anforderungsprofil in Form einer Stellenbeschreibung. Durch die Stellenbeschreibungen können die Qualifikationen der Bewerber gezielt mit den Stellenanforderungen abgeglichen werden. Axel Zehle behauptet, dass diese Stellenbeschreibungen im Profifußball vernachlässigt werden und Stefan Göke verweist ebenfalls darauf, dass die relevanten Qualifikationen für eine Stelle im Sportverein nicht explizit dargelegt werden. So ist für Fußballvereine im Amateurbereich eine Stellenbeschreibung entbehrlich, da es diesen Vereinen an finanziellen Mitteln fehlt, wodurch ein hoher Bedarf an freiwilliger Arbeit existiert, der schwer zu decken ist und somit das Vorhandensein von Freiwilligen überhaupt schon ein Optimalzustand darstellt. In Anbetracht der Arbeit von Thomas Kupfer zeigt sich, dass dies für professionelle Fußballclubs heutzutage nicht mehr zutrifft. So formuliert Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen, dass es für alle Mitarbeiter Stellenbeschreibungen gibt und dass die Mitarbeiter allesamt Fachleute in ihrem jeweiligen Ressort sind, die sich durch hochqualifizierte Arbeit auszeichnen. Auch der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, erläutert, dass nach seinem Amtsantritt im Jahre 2005 die Handlungskompetenzen der Bereichsleiter in konkreten Funktionsbeschreibungen festgehalten wurden. Damit zeigt sich, dass mit der Professionalisierung der Branche und dem Einsatz von Wirtschaftsexperten übliche Vorgehensweisen aus der Wirtschaftsbranche übernommen worden sind.Eine Beschaffungsmethode der Bundesligisten ist z.B. die Stellenanzeige, wobei die Clubs häufig ihre eigene Homepage nutzen, um diese in einer eigenen Rubrik zu veröffentlichen. Eine weitere Methode ist die gezielte Suche nach potentiellen Kandidaten. Chris Wolsey erklärt, dass sich diese Methode in der englischen Sportbranche durchgesetzt hat: Recruitment search agencies and headhunters are often used for more senior posts and over recent years a number of sport and leisure specific agencies have been established in the UK.Eine Besonderheit der Fußballbranche ist die Beschaffung über interne Netzwerkkontakte. Des Öfteren werden Spieler nach Ablauf ihres Vertrags in den Verein eingegliedert oder direkt ausgebildet und übernommen. Tracy Taylors äußert sich dazu folgendermaßen: For example, a volunteer may be recruited as a duty manager based on her knowledge of a particular sport rather than the experience as a manager. Diese Erkenntnis untermauert Thomas Kupfer, der darauf verweist, dass Personalentscheidungen im Netzwerk zustande kommen, wobei Macht und Beziehungen eine zu große Rolle einnehmen. Besonders deutlich werden die Netzwerkaktivitäten anhand von Spielerberatern, die den Vereinen häufig Spieler anbieten.Oliver Lohmar hat eine schriftliche Befragung bei 38 Sportvereinen, worunter 15 Fußballvereine zählen, durchgeführt und liefert die Erkenntnis, dass persönliche Kontakte die meist gewählte Methode der Personalbeschaffung ist. Des Weiteren sind interne Ausschreibungen, eigene Medien, sowie Zeitungsannoncen weitere Beschaffungswege, die allerdings seltener eingesetzt werden. Vereinzelt werden sogar Headhunter und Personalmarketingagenturen eingesetzt, dennoch bleibt die interne Netzwerkbeschaffung die mit Abstand dominierende Form.Neben der externen Beschaffung durch Stellenanzeigen, und der internen Netzwerkbeschaffung existiert eine weitere bedeutende Form der internen Beschaffung, die vor Allem für Fußballvereine unabdingbar ist. Hierbei handelt es sich um die Rekrutierung eigener Mitglieder als Ehrenamtliche. Heinz-Dieter Horch zitiert Klaus Heinemann und Manfred Schubert, die den Wert der Freiwilligenarbeit als 4,5-faches des Mitgliedsbeitrags beziffern. Dabei nennt er die Rekrutierung der Ehrenämter als eines der größten Managementprobleme, bei der auf die Bereitschaft und Fähigkeiten der Personen geachtet werden sollte. Die Rekrutierung erfolgt meist durch mündliche, persönliche Ansprache. Basierend auf eigenen Erfahrungen lässt sich feststellen, dass dies oft ein langwieriger Prozess ist, bei dem Mitglieder zunächst bei Sportfesten oder Turnieren als Helfer fungieren und im Laufe der Zeit eine hohe Leidenschaft entwickeln, um ein festes langjähriges Ehrenamt zu übernehmen. Häufig handelt es sich dabei um einen Trainerposten von Jugendmannschaften, in denen das eigene Kind spielt.
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