Beschreibung
Raps ist die wichtigste Ölpflanze in Deutschland, jedoch ist der Ertrag stark durch tierische Schädlinge gefährdet. Die Kontrolle dieser Schädlinge erfolgt meist mittels synthetischer Insektizide. Da jedoch eine Häufung von Schädlingspopulationen mit Resistenzen gegen wichtige Insektizidgruppen zu beobachten ist, wird die Suche nach integrierten Bekämpfungsstrategien zunehmend wichtiger. Ziel dieser Studie war es, Brassicaceen mit verminderter Anfälligkeit gegen die wichtigsten Schadinsekten zu finden. Des Weiteren wurde die Eignung von Winterrübsen (Brassica rapa L. silvestris) als Fangpflanze in Winterraps untersucht. In Klimakammerversuchen wurde die Larvenentwicklung und das Fraßverhalten von adulten Rapserdflöhen (Psylliodes chrysocephala L.) an unterschiedlichen Brassicaceen untersucht. Um Resistenzmechanismen in den verschiedenen Pflanzenarten zu identifizieren, wurden Glucosinolate, Zucker und Gesamtphenole in den Blattspreiten analysiert, sowie die Trichomdichte auf der Blattoberseite und das Trockengewicht bestimmt. In den Blattstielen, in denen sich die Rapserdflohlarven natürlicherweise entwickeln, wurde ebenfalls der Glucosinolatgehalt bestimmt. In dreijährigen Feldversuchen wurde die Effizienz verschiedener Rübsensorten als mögliche Fangpflanze an zwei Standorten untersucht. Außerdem wurde die Eignung von Rübsen-Fangstreifen sowie einer Mischsaat aus Raps und Rübsen als Maßnahme zur Minderung des Rapserdfloh- (Psylliodes chrysocephala L.), Rapsstengelrüssler- (Ceutorhynchus napi Gyll.), Kohltriebrüssler- (Ceutorhynchus pallidactylus Marsh.), Rapsglanzkäfer- (Meligethes aeneus Fab.) und Kohlschotenrüsslerbefalls (Ceutorhynchus obstrictus Marsh.) in Winterraps untersucht. Die Entwicklung der Rapserdflohlarven unterschied sich signifikant in den untersuchten Wirtspflanzenarten. Während Larven, die an Rübsen angezogen wurden, das höchste Frischgewicht aufwiesen, waren Larven, die an Weißem Senf (Sinapis alba L.) angezogen wurden, am leichtesten. Das Larvengewicht war an Weißkohl (Brassica oleracea L. var. capitata f. alba) und Ölrettich (Raphanus sativa L. var. oleiformis) im Vergleich zu Raps ebenfalls signifikant reduziert. In unseren Versuchen konnten wir eine positive Korrelation zwischen dem Gewicht der Rapserdflohlarven und den Glucosinolaten Progoitrin und 4-Hydroxybrassicin in den Blattstielen der Wirtspflanzen feststellen. In den Wahlversuchen bevorzugten die adulten Rapserdflöhe Rübsen signifikant vor Raps. Weißkohl wies hingegen einen geringeren Blattfraß als Raps auf, wenn beide Arten zur Wahl angeboten wurden. Die konsumierte Blattfläche der Versuchstiere war positiv mit der Trichomdichte korreliert, jedoch nicht mit dem Glucosinolat-, Zucker- und Gesamtphenolgehalt oder dem Trockengewicht der Blattspreiten. In den Feldversuchen waren die Rübsensorten signifikant stärker mit Rapserdflohlarven und Rapsglanzkäfern befallen als der Winterraps, wobei die Rübsensorte ,Malwira' attraktiver für den Rapsglanzkäfer war als die übrigen geprüften Rübsensorten. Die höhere Attraktivität des Rübsens führte jedoch weder in den Fangstreifen- noch in den Mischsaatversuchen zu einer Reduktion des Schädlingsbefalls im angrenzenden Rapsbestand beziehungsweise in den Rapspflanzen der Mischsaat. Die geringe Wirtsqualität des Weißen Senf für die Larven des Rapserdflohs könnte zukünftig für die Züchtung von Rapssorten mit geringerer Anfälligkeit gegenüber Insekten genutzt werden. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob eine Kombination aus Rübsen-Fangstreifen und einer Randbehandlung mit Insektiziden die Effektivität des Fangpflanzenverfahrens erhöhen kann.