Beschreibung
„Was uns das Neue Jahr bringt“ ist ein Vakatbuch. Das erste Vakatbuch von Kurt Guss ist im Jahr 2002 erschienen und hatte den Titel „Mit voller Hingabe – Ruhmesblätter aus der Geschichte des deutschen Berufsbeamtentums“. Die freundliche Aufnahme dieses Werkes haben Verlag und Autor zur Herausgabe weiterer Titel dieser Art angeregt. Vorgesehen sind: „Nonverbale Lyrik“, „Eingelöste Versprechen der Politik“ und „Fortschritte der Psychotherapie“.
Als erstes aber soll dem geneigten Leser verraten werden „Was uns das Neue Jahr bringt“. Was es uns überhaupt „bringen“ kann, sagt der spanische Lyriker Antonio Machado in einem Gedicht, welches den Mythos von der Bringschuld erschüttert. „Wanderer, deine Fußspur ist / der Weg, und sonst nichts. / Wanderer, es gibt keinen Weg. / Der Weg entsteht beim Gehen. / Beim Gehen entsteht der Weg / und im Blick zurück / siehst du den Pfad, / den du nie mehr betreten wirst. / Wanderer, es gibt keinen Weg. Nur das Kielwasser im Meer.“
Antonio Machados „Wanderer“ ist die lyrische Kurzfassung von Karl Raimund Poppers „The Open Universe: An Argument for Indeterminism“. Der „Wanderer“ ist bedeutend schneller bekannt geworden als „Das offene Universum“, denn der „Wanderer“ lässt sich bequem auf einer einzigen Druckseite unterbringen. Karl Poppers Werk hat dagegen einen Umfang von mehr als zweihundert Seiten und die wollen erst einmal gelesen sein! Beobachtungen wie diese haben natürlich bei der Entwicklung von Vakatbüchern Pate gestanden.
Der entscheidende Anstoß aber kam von Arthur Schopenhauer. Sein Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ wurde durch zahllose Ergänzungen dermaßen umfangreich, dass es ab der zweiten Auflage von 1844 in zwei Bänden erscheinen musste. Im seinem Vorwort ruft der mitfühlende Schopenhauer dem Leser in Erinnerung, dass er „ein Buch, auch ohne es gerade zu lesen, doch auf mancherlei Art zu benutzen weiß. Es kann, so gut wie viele andere, eine Lücke seiner Bibliothek ausfüllen, wo es sich, sauber gebunden, gewiss gut ausnehmen wird. Oder er kann es seiner gelehrten Freundin auf die Toilette, oder den Teetisch legen“.
Was sonst ließe sich mit einem Buch anstellen, zum Beispiel mit dem Buch „Was uns das Neue Jahr bringt“? Man könnte etwas hineinschreiben und Tag für Tag festhalten, was das Neue Jahr nicht uns, sondern was wir dem Neuen Jahr bringen. Dann wird aus dem Neuen Jahr gewiss ein gutes Neues Jahr!
Rezension
„Der Volksmund sagt: Der Ton macht die Musik. Ist es aber nicht eher so, dass die Beziehungen zwischen den Tönen die Musik machen? So dass man versucht sein könnte zu sagen: Was nicht Ton ist, macht die Musik, was zwischen den Zeilen steht, macht die Literatur, was zwischen Wort, Bild und Ton sich spannt, macht die Kunst. Glaube, Philosophie, Wissenschaft, Kunst und Alltagsgewohnheiten haben gemeinsam, dass sie Beziehungen entdecken und gestalten. Der Gestaltpsychologe Kurt Guss hat ein Buch veröffentlicht, das von Seite 10 bis Seite 154 aus Zwischen-den-Zeilen pur besteht. Er überwindet die Angst des Autors vorm leeren Blatt und findet den Mut, sich zu diesem jungfräulichen und gleichermaßen ehrwürdigen Zustand zu bekennen. Dabei bricht er die Vormundschaft des Autors über den Leser. Der muss nun nicht mühsam von dessen Zeilen auf die eigentliche Substanz zwischen den Zeilen schließen, sondern kann, ja muss, aus flächendeckendem Zwischen-den-Zeilen eigene Zukunfts-Geschichten aufbauen. Mehr Freiheit geht nicht!“
Professor Dr. Hans-Peter Schwöbel