Beschreibung
'DER EHRLICHE FINDER' - Nach der Währungsreform waren manche Stoffe nicht mehr möglich. Die Voraussetzungen für Zeitsatire hatten sich geändert. Nun gings überall vornehmlich ums Geld. Darum reagierten wir sofort auf den Zeitungsbericht von einem Mann, der einen wertvollen Schmuck auf der Straße gefunden hatte und damit unglücklich wurde.
Die erste Fassung 'Der ehrliche Finder' schrieb abermals Ellis Kaut, mit ein wenig Unterstützung durch ihren Ehemann Kurt Preis, Lokalredakteur des 'Münchner Merkur', der selber ein ausgezeichneter Autor und Dialogschreiber war. Ich war für Co-Autorenschaft dankbar, denn Olf Fischer saß intensiv am Theater-Brumml und konnte sich nicht um den 'Finder' kümmern. Wir schrieben in den Sommermonaten, nahmen sogleich auf und sendeten die Folge im Oktober.
Tags drauf rumpelte ein verärgerter, wortgewaltiger Journalist der 'SZ' in mein Büro: ich hätte ihn bestohlen, er fordere sein Autorenhonorar. Er hatte den Artikel über einen Finder geschrieben, der derart ärgerliche bürokratische Hürden zu nehmen hatte, dass der Artikelschreiber schloss: am besten wärs, er legt den Schmuck nachts wieder auf die Fundstelle und verschwindet. Ich erntete harsche Worte, als ich ihm sagen mußte, dies begründe noch keine Mitautorenschaft. Er zog ab und grollte mir lange Jahre. Dann nicht mehr. Er erkannte mir später sogar seinen ganz persönlichen, sehr wertvollen Literaturpreis zu. Er hieß Sigi Sommer.
Nebenbei: sollte jemand sich über den geringen Wert des gefundenen Schmucks wundern, für 12.000 DM bekam man nach der Währungsreform ein mehrstöckiges Haus. Noch dazu in bester Lage.
Und jener Klaus Rüstig, der Brumml für Radio München interviewen will, war Klaus Rüstig persönlich. Ein Preuß. Einer unserer Sport- und Star-Sensationsreporter, der beispielsweise mit dem Mikrophon hinter einem Artisten über das Hochseil ging und durch ähnliche Sinnlosigkeiten weithin berühmt wurde. In Berlin machte Ähnliches ein gewisser Samy Drechsel, der auch bald zum BR kam, und Mit-begründer der 'Lach- und Schieß-Gesellschaft' wurde.
Musikalisch umrahmt waren die Szenen von Variationen eines einzigen Schlagers: 'Woody wood packer', den, samt einer Opernparodie Rolf Wilhelm in allen möglichen Stilarten zu Olf Fischers bayrischen Texten arrangiert hatte. Interpreten waren die neuen Isarspatzen und als Stargäste die 'King-Kols'. Dieses Bartrio verdankte seinen Erfolg dem Pianisten Fred Kingslee, einem dürren Münchner mit Glenn Miller-Brille, der herrlich verschludert singen konnte und zwischendurch groteske Tänze aufführte, die das Publikum zu Lachstürmen hinrissen, wie die Aufnahme beweist.
Autorenportrait
BARBARA GALLAUNER - Die Wienerin vom Alsergrund, Tochter von 'Volkssängern', von Komödianten, war ein echtes Theaterkind. Seit dem 6. Lebensjahr 'bei der Kunst' hat sie Gedichte in der Schule so innig aufgesagt, dass die Mitschülerinnen weinten, Kindertheater gespielt und Kinderrollen an großen Theatern, mit 15 eine Damenkapelle für's Simmeringer Bräuhaus gegründet, im Kirchenchor gesungen und den Dirigenten vergöttert - aber die Theaterakademie wollte sie zweimal nicht aufnehmen. Das erste Mal, weil sie zu jung war, das zweite Mal, weil zu unbegabt. Beide Male hat sie sehr geweint und ist sogleich in die Engagements gegangen: Meran, Schweiz, Ingolstadt, Greifswald, Kolberg und andere Ortschaften. Überall musste sie die naiven Sentimentalen spielen, niemand traute ihr komische Rollen zu. Da hat sie wieder oft geweint.
Nach dem Krieg befreite sie das Kabarett 'Der bunte Würfel' vom Sentiment. Sie durfte, ja sie musste sogar komisch sein, und auch Chansons singen, die Fred Rauch ihr schrieb. Die 'Brumml-Zenzi' hat sie dann weit bekannt und beliebt gemacht. Wechselseitig. Sie die Zenzi, und die Zenzi sie. Und binnen ein paar Jahren wollte niemand ihre ernsten Rollen geben. Nur noch komische. Da hat sie wieder angesichts einer Welt weinen müssen, die nicht einsehen mag, dass man beides können kann.
Immerhin wurde sie Mitglied der renommierten Münchner Kammerspiele und hat heitere und auch ernste Rollen zu spielen bekommen. Bis 2011 lebte sie als würdige alte Dame mit jungem Herzen in München und freute sich, wenn man sich nach über 50 Jahren noch an die 'Zenzi' erinnert.