Das Kunstprojekt „How to shoplift books“ von David Horvitz ist eine Anleitung zum Bücher klauen. In einem Buch versammelt er 80 praktische, witzige und liebevoll verdrehte Handlungsanleitungen, wie man richtig Bücher klaut. Das Buch wurde bisher in 16 Sprachen übersetzt und an die jeweilige Kultur angepasst. Jetzt erscheint es auch auf Hochalemannisch in seiner Zürcher Variante. Übersetzt von Carlo Spiller in Zusammenarbeit mit Dominic Oppliger, veröffentlichen es die Verlage Edition Taube (Zürich/München) und Hacienda Books (Basel) gemeinsam. «Hebere ältere Person bim Usegaa früntlich dTüre uuf. Gang hinder irä mitem Buech use.» Ein Buch für die lesemüde Gesellschaft: Der schmale Band ist einfach zu lesen und zieht gleichzeitig als Objekt die Aufmerksamkeit auf sich, als etwas, das ehrlich erworben oder trickreich ergattert werden kann. Dieses Buch verwandelt den kommerziellen Handel in ein intellektuelles und ethisches Abenteuer. «Dun alli Büecher wod möchtsch ine Täsche, bissi nüm chasch ellei träge. Frög en Aagschtellte früntlich, öber dir bim Useträge hilft.» Während Bücher mehr und mehr online gekauft werden, wird es bei- nahe unmöglich, spontan etwas zu stehlen. Dieser unmittelbare Akt des Ungehorsams gehört der Vergangenheit an. Horvitz’s Arbeit ist in dem Sinne romantisierend und anachronistisch. Sein Kompendium von angenehm simpel und präzise geschriebenen Handlungsanweisungen ist gleichzeitig eine Dokumentation und schreibt gewissermassen Geschichte. «Verschteck sBuech underes paar dünne Schiibe Bündnerfleisch und gang use.» Das Werk fügt ein Sandkorn in unser perfekt konditioniertes Verhalten in kommerziellen Räumen ein. Ständig von Werbung umgeben, die uns zum Kaufen animiert, werden wird nie zum Stehlen aufgefordert. Schon gar nicht mit der Autorität des geschriebenen Wortes, welche Tinte auf Papier immer noch in sich trägt. «Sött bim Uselaufe de Alarm losgaa, fang luut a hueschte zumde Alarm übertöne.» Vielleicht offeriert diese Publikation tatsächlich echte Optionen: Kauf das Buch für nur CHF 11.99 und spar dann viel Geld, indem du mit der Anleitung Bücher klaust. Oder nutze dieses Buch, um eine Diskussion über die Stärken von analogen Medien anzustossen und in der Folge über die Notwendigkeit, Kunst, Grafik, Verlage, Druckereien und Buchhandlungen zu unterstützen. Die Botschaft verkehrt sich subtil ins Gegenteil: Kauf mehr Bücher!