Beschreibung
Wenn Wasserdampf durch die Hinterhöfe waberte, Kinder mit großen Augen vorsichtig um die Hausecken schielten und Männer, die lange Schürzen trugen, lächelnd Messer wetzten, dann ging es Jolante und Co. an den Kragen - in den Kolonien des Reviers fanden einst fast zeitgleich Schlachtfeste statt. Alle packten mit an, denn nachdem das Fleisch verarbeitet war, lockte meist ein feuchtfröhlicher Umtrunk. Dieses Buch soll an Zeiten erinnern, als sich Kumpels nach der Schicht noch zum Lohntütenball trafen, Duwenväter auf den nahen Bergehalden nach ihren gefiederten Lieblingen Ausschau hielten und in den Kolonien der Nachbar oft auch Arbeitskollege war.
Autorenportrait
Friedhelm Wessel, Jahrgang 1944, verbrachte seine Kindheit und Jugend zwischen der Jacobi-Siedlung in Oberhausen - wo Oma ihr klein Häuschen und Opas geliebter Karnickelstall standen - und dem Dichterviertel in Herne - wo alle Straßen nach großen deutschen Dichtern benannt sind. Eigentlich sollte er Ingenieur werden, entschied sich aber schließlich 1970 für den Journalismus. Zunächst als Freier zwischen Mülheim und Dortmund, dann ab 1973 als Redakteur in Gelsenkirchen und Bottrop. 2007 ging er in den Ruhestand und erkundet seitdem als Autor die Geschichte und Geschichten des Ruhrgebiets. Den - Außenstehende nur schwer vermittelbaren - Unterschied zwischen Kolonie und Siedlung erklärte ihm schon als Döppken seine Mutter, 1920 in einer Oberhausener Zechenkolonie geboren: Unser Haus steht direkt neben der Zeche Jacobi. Daher wohnen wir in der Kolonie. Die Leute, die hinter den Gleisen der Zechenbahn ihr Haus haben, wohnen in der Siedlung. Ebenfalls von Friedhelm Wessel: Denn sie tragen das Leder vor dem Arsch - Geschichten rund um den Bergbau im Ruhrgebiet.