Beschreibung
Im August 1946 erreichen die ersten Lebensmittel-Lieferungen amerikanischer Bürger die Bremer Häfen. Doch wie kam es zu dieser bis dahin größten Hilfsaktion der Weltgeschichte? Karl Hemeyer gibt in seinem Roman eine sowohl unterhaltsame wie interessante Antwort. Heimat hin, Heimat her - doch was soll man machen, wenn man daheim nicht mehr gern gesehen ist? Was tut man wenn man seine Ziele und Vorstellungen in der Heimat nicht realisieren kann? Vor diesen Problemen stehen plötzlich die Brüder David und Harro Stern aus Wesermünde (heute Bremerhaven) nach ihrer Rückkehr von den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Als Journalisten für das Nordsee-Magazin verbrachten sie dort eine aufregende Zeit und schlossen Freundschaft mit dem Stadionsprecher Henri Nannen, der Regisseurin Leni Riefenstahl und dem afroamerikanischen Sprinter Ralf, einem Teamkollegen von Jesse Owens. Eine ereignisreiche Zukunft vor Augen hatten sie sich eigentlich vorgenommen nun gemeinsam den vom Vater gegründeten Verlag zu übernehmen und auszubauen. Doch dann kam alles anders Durch Verfolgung und Flucht, dann durch den Krieg und Gefangenschaft werden die ungleichen Brüder und ihr eigenwilliger Vater jäh auseinander gerissen. Trotz der ständig drohenden, wechselnden Gefahren und damit verbundenen tragischen Schicksalsschlägen, teilweise aber auch freudigen Ereignissen verlieren sie ihr neues Ziel, sich und ihren Vater einmal wiederzusehen, niemals aus den Augen. Vor diesem historischen Hintergrund entfaltet sich die spannende, mitunter abenteuerliche Erzählung über die Brüder Stern, deren Schicksal von Beginn an fesselt, denn dem Autor gelingt es durch seinen kurzweiligen, temporeichen, bildhaften Erzählstil und dem Gebrauch von Dialekten den Lesern seine Figuren ganz nahe zu bringen.
Autorenportrait
Der heute in der Nähe des Olympiastadions in Berlin lebende, in Altluneberg bei Bremerhaven geborene, gelernte Bankkaufmann besuchte in den Achtzigern neben seiner "normalen" beruflichen Tätigkeit als Vertriebsmanager die Schauspielschule Hedi Höpfner in Hamburg, schrieb Texte und machte Kabarett. Nach einem Weiterbildungsjahr (1989) mit Ausbildungen zum Kommunikationstrainer und PR-Berater, vielen durchgeführten Seminaren und Trainings sowie selbst besuchten schreibtechnisch orientierten Workshops und einem mehrmonatigen Einsatz in einer großen Hollywood-Produktion schreibt Karl Hemeyer neben seinen Romanen und Geschichten seit 2007 auch Drehbücher und spielt nach den Besuchen einiger Camera-Acting-Kurse in Filmen und TV. www.filmideen.de
Leseprobe
Aus Kapitel 5. Die Zeit der Spiele:Leni Riefenstahl, Henri Nannen und die beiden Begleiter betreten das Engelhardt und setzen sich an einen Tisch. Nannen schaut besorgt: "Ja. So was kennen die wohl noch nicht. Da draußen auf dem Lande ist s noch ruhig." Leni beugt sich vor, winkt Henri Nannen mit dem Finger näher zu sich heran: "Sag mal, die beiden heißen Stern. Sind das Juden?" Nannen überlegt, dann zuckt er mit den Schultern: "Keine Ahnung. Glaube ich eher nicht. Obwohl, der Name?" Dann fängt er laut an zu lachen: " Nee, das kann nicht sein, so wie die sind. Und da oben, wo die her kommen, gibts doch eigentlich nur Heiden. Die glauben doch immer noch an die friesischen Götter." Während die Begleiter jetzt in Nannens Lachen einsteigen, wirkt Leni Riefenstahl allerdings etwas gequält und nachdenklich.Am nächsten Tag gehen die Brüder wieder ihrer gewohnten Arbeit nach. Doch diesmal gibt es eine Besonderheit, denn David und Harro sind auf ihrem Weg vom Olympia- zum Reiterstadion auf dem Maifeld auf einige Athleten des US-Teams getroffen. Ralf, der nette Schwarze von der Ankunft in Hamburg, hat David sofort wiedererkannt und ihn zu sich gerufen. Durch ihn lernen die Brüder jetzt auch Jesse Owens kennen. Der liegt auf dem Rasen und macht Lockerungsübungen. David setzt sich zu ihm, schaut fragend auf Ralf. Der nickt und eröffnet, sich ebenfalls auf den Rasen setzend, das Gespräch: "Hey, Jesse. Thats David, my German friend." Er lacht David an. Dann wendet er sich wieder Jesse zu: "Hes a writer." Er schaut auf den immer noch stehenden Harro, winkt ihn heran und klopft auf den Boden: "Take a seat, man." Harro schaut etwas verlegen, setzt sich jedoch zu ihnen und reicht Ralf und Jesse die Hand: "Hello, I am Harro. Davids fotographer." Die schwarzen Spitzenathleten schauen sich an und lachen. Jesse zeigt auf die um Harros Hals baumelnde Kamera: "Are we pretty enough for a snapshot?" Harro versteht und fotografiert sofort los. Er springt auf und geht fotografierend um das am Boden sitzende und lachende Trio herum. David, Jesse und Ralf unterhalten sich währenddessen blen-dend. Harro hockt sich wieder zu den anderen und gibt David die Kamera: "Ich will auch mal aufs Bild mit so berühmten Leuten." Jetzt fotografiert David. Dann nimmt Jesse Owens die Kamera und knipst, anschließend Ralf. Jesse zeigt auf die Kamera: "Can we have the photos?" David nickt: "For sure. Well give it to you. And also the article from our newspaper, okay?" Die Sprinter nicken und lachen: "Thats great, man. Where can we meet?" David erzählt vom Engelhardt, Ralf ist sofort begeistert: "Oh, great. We can come in the evening. Can we meet before we are going to the restaurant?" David nickt und bespricht dann mit Ralf den Ablauf des Abends, während Harro Jesse Owens die Vorzüge seiner Kamera aufzeigt. Nach dem Gespräch fahren David und Harro sofort zum Adolf-Hitler-Platz und reservieren im Engelhardt einen Tisch. Um zwanzig Uhr dreißig treffen sie sich wie verabredet mit den Amerikanern vor dem schon gut besuchten Lokal und betreten es gemeinsam. Neben Ralf und Jesse sind noch zwei junge schwarze Damen mitgekommen, beides Läuferinnen des US-Teams. Die Kellnerin, die beim Anblick der vier schwarzen Menschen zunächst etwas überrascht geschaut hat, geleitet ihre Gäste durch den schlagartig sehr ruhig werdenden Raum an den reservierten Tisch. Harro und Ralf beginnen sofort, sich zu unterhalten, während sich David argwöhnisch in dem Lokal umschaut. Die Menschen wenden langsam ihre Blicke ab und beginnen erneut miteinander zu reden, wodurch der für das Engelhardt normale Lärmpegel wieder erreicht wird. []
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