Düster, beklemmend, bizarr – so lesen sich die Phantastischen Erzählungen von Leopoldo Lugones, die gleichzeitig einen ironisch-subtilen Unterton haben: Ein Regen von glühendem Kupfer vernichtet alles Leben in der Stadt und dann auch den Ich-Erzähler als letzten Überlebenden. Die Pferde von Abdera werden von ihren Haltern so verwöhnt, dass sie eines Tages den Aufstand proben und die Menschen aus der Stadt vertreiben wollen. Der Affe Yzur soll sprechen lernen, doch erst kurz vor seinem Tod kommen – zum Ärgernis seines langjährigen Lehrers – die ersten Worte über seine Lippen. Nach der Lektüre fragt man sich, warum Lugones hierzulande eher unbekannt ist, während er in seiner Heimat Argentinien völlig zu Recht als Nationaldichter gilt.

Leopoldo Lugones wurde 1874 in Villa María del Río Seco in der argentinischen Provinz Córdoba geboren. Er arbeitete als Lehrer und Journalist und wurde später Bibliotheksdirektor in Buenos Aires. Als Lyriker gehört er zum modernistischen Kreis der Revista de América. Der in Europa kaum wahrgenommene Lugones gilt als einer der einflußreichsten Nationaldichter Argentiniens. 1938 nahm er sich das Leben.