Beschreibung
Senkungen von Gebärmutter und/oder der Scheidenwände sind ein häufig auftretendes Beschwerdebild. Der Anteil der Betroffenen in der Gesamtbevölkerung ist unbekannt, da die Beschwerden mit einem hohen Schampegel seitens der betroffenen Frauen behaftet sind.Konkret handelt es sich bei diesen Senkungen um Bruchbildungen im Beckenbodenbereich, vergleichbar mit Leistenbrüchen. Dabei senken sich Scheide und/oder Gebärmutter tiefer auf und unter den Beckenboden ab, als es ihrer natürlichen anatomischen Lage entspricht.Nicht jede Senkung ist mit einer Inkontinenz verbunden. Man nimmt an, dass das Auftreten einer Inkontinenz der Blase bei mindestens 40 Prozent der Frauen mit einer Senkung der Gebärmutter oder Scheide einhergeht. Da die auftretenden Inkontinenzbeschwerden bei ähnlichen oder gleichen Senkungszuständen verschieden sein können, sind eine genaue Diagnostik und eine hohe Expertise für eine optimale Therapie erforderlich.Beschrieben werden die unterschiedlichen Senkungszustände, welche Beschwerden sie verursachen, welche konservativen und operativen Therapien wann geeignet sind, und was Betroffene dabei beachten sollten.Prof. Dr. Gerlinde Debus ist Chefärztin der Frauenklinik am Helios-Klinikum Dachau und als Leiterin des Beckenbodenzentrums Oberbayern (BeBoZOB) tätig.
Leseprobe
SenkungszuständeSenkungen von Gebärmutter und/oder der Scheidenwände sind ein häufig auftretendes Beschwerdebild. Der Anteil der Betroffenen in der Gesamtbevölkerung ist unbekannt, da die Beschwerden mit einem hohen Schampegel seitens der betroffenen Frauen behaftet sind. So verwundert es nicht, dass Frauen oft lange zögern (drei bis fünf Jahre), bevor sie wegen der Beschwerden einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen. Konkret handelt es sich bei diesen Senkungen um Bruchbildungen im Beckenbodenbereich, vergleichbar mit Leistenbrüchen. Dabei senken sich Scheide und/oder Gebärmutter tiefer auf und unter den Beckenboden ab, als es ihrer natürlichen anatomischen Lage entspricht (Abb. 21, S. 50). Je tiefer die Senkung reicht, umso stärker wird das Druckgefühl. Ist der Gebärmuttermund in der Scheidenöffnung sichtbar, spricht man von einem Teilvorfall (Partialprolaps). Bei sehr ausgeprägter Senkung, dem sogenannten Totalprolaps, drückt die Gebärmutter oder Scheide sogar zum Scheideneingang hinaus. Durch die Reibung können Druckgeschwüre am Muttermund entstehen. Aufgrund von Schwangerschaften und Geburten, aber auch durch das Altern des Gewebes sind Frauen weit mehr als Männer gefährdet, Brüche in dieser Körperregion zu entwickeln. Vorausgegangene Geburten sind zwar häufig mit eine Ursache für eine Genitalsenkung, aber sie müssen nicht zwangsläufig dazu führen. Ursachen vorangegangene Schwangerschaften, ein stark belasteter Beckenboden, bedingt durch schwere körperliche Arbeit, chronischen Husten, Übergewicht, chronische Verstopfung etc., in Verbindung mit einer angeborenen Bindegewebsschwäche, frühere Entfernung der Gebärmutter, wenn der verbleibende Scheidenblindsack nicht operativ im Becken befestigt wird oder ausgerissen ist.Senkung und Inkontinenz ein tabuisiertes AlltagsproblemNicht jede Senkung ist mit einer Inkontinenz verbunden. Man nimmt an, dass das Auftreten einer Inkontinenz der Blase bei mindestens 40 Prozent der Frauen mit einer Senkung der Gebärmutter oder Scheide einhergeht. Da die auftretenden Inkontinenzbeschwerden bei ähnlichen oder gleichen Senkungszuständen verschieden sein können, sind eine genaue Diagnostik und eine hohe Expertise für eine optimale Therapie erforderlich. So kann eine Inkontinenz mit dringendem, nicht unterdrückbarem Harndrang, die durch eine starke Senkung der vorderen Scheidenwand verursacht ist, nach deren Anhebung komplett verschwinden. Dieselbe Inkontinenzsymptomatik kann aber auch ohne Senkung auftreten und ist dann medikamentös zu behandeln. Andererseits kann es bei starker Senkung, insbesondere der vorderen Scheidenwand und der Blase, zu einer Blasenentleerungsstörung kommen. Betroffene Frauen müssen den Vorfall zurückschieben, damit sie Wasser lassen können. Die beiden Hauptformen weiblicher Inkontinenz
Inhalt
InhaltUrsachen von Senkungen Senkung und Inkontinenz ein tabuisiertes Alltagsproblem Die beiden Hauptformen weiblicher InkontinenzMiktionstagebuchSenkungsformen und ihre möglichen Beschwerden Senkung der vorderen Scheidenwand BlasenvorfallSenkung der GebärmutterSenkung der hinteren Scheidenwand DarmvorfallKonservative Therapien ElektrostimulationBiofeedbackPessarbehandlungOperative Therapieoptionen bei Senkungen Vordere und hintere ScheidenplastikAufhängen der Gebärmutter oder des Scheidenendes am Kreuzbein Anheften der Scheide/Gebärmutter an ein Band nahe dem SteißbeinScheidenaufhängung nach Burch/seitliche Scheidenaufhängung (lateral repair)TVT (Tension Free Vaginal Tape®) Einlage einer Schlinge unter die Harnröhre Implantation von Netzmaterial (Kunststoff oder resorbierbar) zwischen Scheidenwänden und Blase bzw. Darm Langzeitergebnisse Operative Verfahren im ÜberblickBlasendruckmessung (Urodynamik)Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie) UterusBallonTherapieVordere und hintere ScheidenplastikNach einer GebärmutterentfernungInformations- und Beratungsstellen
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