Beschreibung
Die Senatoren Roms bringt man eher wenig mit Geldknappheit in Verbindung: Crassus und Lucullus sind nur die bekanntesten Beispiele einer Gesellschaft, deren Reichtum und Verschwendungssucht sprichwörtlich geworden ist. Dennoch kann sich mit Cicero einer ihrer höchsten Vertreter darüber beschweren, seine Schulden hätten nun solche Ausmaße angenommen, dass er am liebsten eine Verschwörung gegen den Staat anzetteln möchte, um an Geld zu kommen. Die vorliegende Studie untersucht die Ursachen, Zusammenhänge und Ausmaße der zunehmenden Ver- und Überschuldung der römischen Oberschicht in der späten Republik. Von der Möglichkeit Insolvenzverfahren einzuleiten, über ein gut funktionierendes Kreditsystem, bis hin zu einem von Standessolidarität gelenktem Senatorenkollektiv, das sich bei Bedarf gegenseitig stützte, zeigte die römische Gesellschaft große Flexibilität im Umgang mit einem auch heute noch überall präsentem Phänomen. Dabei war das römische Selbstverständnis weitgehend frei von moralischen Wertungen: Kredite und Schulden gehörten vielmehr zum Habitus gerade der reichen Oberschicht, so dass man von einer regelrechten "Schuldenkultur" sprechen kann.
Autorenportrait
Christian Rollinger ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und wurde mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Trier promoviert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören neben der Sozial- und Kulturgeschichte der Späten Republik insbesondere die frühe hellenistische Welt und das antike Zeremonialwesen.