Beschreibung
Sigmund Freud liebte Reisen zu antiken Ausgrabungsorten, verglich die Erinnerungsarbeit der Psychoanalyse mit Archäologie, als wären Erinnerungen Bruchstücke, die sich aus der Asche realer innerer Begebenheiten bergen und wieder zusammensetzen ließen. Der Selbstversuch jedoch zeigt, dass Erinnerungen außerdem - von Phantasien durchwuchert, Fermentierungsprozessen unterworfen, durch Deutungen neu sortiert - eigenständige innere Akteure sind, traumgleich, verdichtet. Was geschieht, wenn diese Erinnerungsprozesse im Gedicht fortgeschrieben werden? Die Frau mit den Kuckuckshänden taucht auf, begleitet Sie. Kleine Blätter fallen aus dem Licht über den Baumstümpfen. Geister von Ponys wissen den Weg. Früher oder später gelangen Sie in eine Stadt aus Mörtel, der Sie umarmt (ein antikes Werkzeug der Bindungstheorie), mindestens aber über die Alpen. Birgit Kreipe
Autorenportrait
Birgit Kreipe, geboren 1964 in Hildesheim, arbeitete zunächst als Buchhändlerin und studierte später Psychologie und Neuere Deutsche Literatur in Marburg, Wien und Göttingen. Neben ihrer klinischen Tätigkeit veröffentlichte sie Gedichte unter anderem in der FAZ, in Lichtungen, Ostragehege und Edit, im Jahrbuch der Lyrik sowie in den Anthologien "Die Schönheit ein deutliches Rauschen", Connewitzer Verlagsbuchhandlung 2010, "Schneegedichte", Schöffling & Co. 2011, und "Venedig", Schöffling & Co. 2015. Ihr Gedichtband "schönheitsfarm" erschien 2012 im Verlagshaus J. Frank. Ihre Gedichte wurden mit dem Irseer Pegasus 2014 und dem Münchner Lyrikpreis 2013 ausgezeichnet. 2016 erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats.