Beschreibung
Eines Nachts im Herbst entdeckt die längst erwachsene Marie am Waldrand gerade geborene, verwilderte Katzen. Sie gehören niemandem, sind ganz auf sich gestellt. Der Anblick erinnert sie intensiv an ihre Kindheit. "Da hast du aber eine richtige Herbstkatze", sagt eines Tages ein Mann zu ihrem Vater. Er meint Marie. Diese Worte treffen sehr tief. Marie weiß, die Bauern werfen Herbstkatzen tot oder ersäufen sie, weil sie schwach und kränklich sind. Sie sind die Milch nicht wert, die man ihnen gibt. Keinen Begriff verinnerlicht die kleine Marie in ihrer Kindheit so sehr, wie den der Herbstkatze. Nach dem Krieg kommt sie in ärmlichsten Verhältnissen im kleinen Haus ihrer Oma zur Welt. Die eigene Mutter ist völlig überfordert und beginnt sehr früh, sich auf Marie zu stützen. Sie wird Hilfskraft und Dienstmagd ihrer Eltern und bemerkt, dass ihr dadurch eine Art "Daseinsberechtigung" zugestanden wird. Die jüngeren Geschwister übernehmen dieses Muster der Eltern. Gefahren und große Belastungen sind tägliche Begleiter. Ein debiler Onkel überschreitet Grenzen bei Marie, in einem Alter, in dem das Kind nicht einmal aussprechen kann, was ihm geschieht. Was Marie berichtet, hat sie längst verarbeitet. Mit niemandem rechnet sie ab. Der bescheidene, wahrhaftige Ton berührt von Anfang an, geht unter die Haut. Erstmals lässt sie andere direkt und offen teilhaben an ihrer Kindheit, wohl wissend, dass es ja viele "Herbstkatzen" gibt. Mit zunehmendem Bewusstsein wird Marie klar, wie Staubkörnchen von Liebe dennoch ausreichen können, um zu überleben. Eine Herbstkatze kann stark werden und erkennen, dass sie vom Leben gewollt ist. Dieses Buch ist heilsam und es hilft zu leben.
Autorenportrait
Marie Andott ist in einem abgelegenen kleinen Dorf irgendwo mitten in Deutschland aufgewachsen. Zunächst hat sie einen sozialen Beruf erlernt, danach auf dem zweiten Bildungsweg Abitur gemacht und studiert. In ihrem akademischen Beruf hat sie große Anerkennung bekommen, wurde selbst auch Ausbilderin. Innerhalb ihres beruflichen Rahmens hat sie viele verschiedene Beiträge veröffentlicht. Hier legt sie zum ersten Mal ein ganz persönliches, autobiographisches Werk vor. Ihr Leben wurde weiterhin durch große Belastungen geprägt. Heute lebt Marie in ihrem kleinen Haus unter Apfelbäumen am Waldrand, unweit der Stelle, an der sie in jener Nacht die Herbstkatzen gefunden hat.
Inhalt
Inhalt
Herbstkatzen werden geboren 7
Stille Schreie 11
Im Oberdorf 16
Hinterm Gummibaum 22
Weihnachten 28
Ach, du lieber Augustin 32
Sie hat nichts mehr gesagt... 35
Angst in allen Ecken 39
Hella 51
Geschenke 58
Sichtbar und unsichtbar 67
Wir sind auch wer 75
An den Teichen 86
Ein Schulkind 91
Arbeiten 102
Kleine Fluchten, die nicht bleiben 108
Prügel und andere Gefahren 119
Irmchenoma auf dem Dachboden 130
Nächtlicher Besuch 134
Clarence oder: die neue Frau 144
Dunja 150
Wenn er trinkt 161
Ingrid vom Teich 167
Das Versprechen 179
Peter 182
Neue Schule, altes Leben 187
Fräulein Altmann 192
Eier und Blut 195
Kirmes 206
Schlaganfall und Hochzeit 211
Wieder ein Abschied 217
Herbstkatze 219
Erbrechen 225
Urlaub 234
Der nette, schöne Bert 242
Der Schuss 247
Krankes Irmchen 258
Bienenotto 266
Mein Name 269
Die Blume 274
Im Licht 283