Beschreibung
„La notion de ‘néologisme’ n’est pas aussi claire qu’on pourrait croire: quant au processus de création et de diffusion des nouveaux mots, il reste à peu près inconnu.“ Diese Erkenntnis, die Georges Matoré 1952 äußerte, hat auch heute, 40 Jahre später, nichts von ihrer Aktualität verloren. Im Gegensatz zur bisherigen Neologismendiskussion, die vorwiegend in der Sammlung und semantischen und morphologischen Klassifikation von Neologismen bestand, schlägt die vorliegende Studie einen thematisch wie methodisch neuen Weg ein: Die Autorin untersucht die Neologismusproblematik im Lichte der Akzeptanz als essentieller Grundbedingung für die Diffusion von Neologismen im Französischen.
Diese theoretische Feststellung wird in der Studie erstmals empirisch umgesetzt und untermauert, indem ausgewählte Neologismen eines zeitschriftenbasierten Neologismenkorpus auf Text-, Satz- und Wortebene der Bewertung durch Sprecher einer französischen Provinzstadt unterzogen werden. Mit sozialwissenschaftlichen Methoden (Clusteranalyse, Korrelationsanalyse, Faktorenanalyse) werden die ermittelten Bewertungs- und Einstellungsmuster gegenüber Neologismen in alters-, geschlechts- und sozialgruppenspezifischer Hinsicht analysiert und miteinander verglichen. Ziel dieser Untersuchung ist es, die Faktoren herauszufiltern, die für die Akzeptanz von Neologismen im Französischen verantwortlich sind. Dabei gelingt es der Autorin auch, beliebte sprachwissenschaftliche Gemeinplätze zu widerlegen wie u.a., dass Frauen Neologismen gegenüber konservativer eingestellt seien als Männer, oder dass die Produktivität des Wortbildungstyps ein verlässliches Kriterium für die Akzeptanz eines Neologismus sei.
Mit der Einbeziehung des Konzepts der Akzeptanz leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag zur Theorie und Empirie des sprachlichen Wandels auf der Ebene des Wortschatzes.