Beschreibung
Melzig hinterfragt das Bild des Osmanischen Reiches bei Karl May sowie in Mays Quellen und weiteren Texten der öffentlichen Meinung. Er untersucht Mays Orientalismus-Konzept, nämlich die Herkunft und die historische Funktion jener Vor-Urteilsstrukturen, aus denen sich das Wilhelminische Kaiserreich "seinen" Orient bastelte, und macht deutlich, dass es sich bei Traumreichen dieser Art um eine "konstruktive" Leistung handelt, die mehr Auskünfte über den Träumer gibt als über die wirkliche Welt. Melzig verfolgt damit einen Gesichtspunkt, der in der Karl-May-Forschung bisher etwas vernachlässigt wurde und daher von großem Erkenntnisinteresse ist: dass nämlich das Werk Mays - dessen literarischer Massenerfolg im wilhelminischen Deutschland bisher seinesgleichen sucht - auch integraler Bestandteil der Mythen- und Wunschproduktion des wilhelminischen Reiches war.