Beschreibung
Am 22.9.2022 veranstaltete das Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf in Kooperation mit dem Heine-Salon e.V., der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem Düsseldorfer Geschichtsverein ein Symposium zu Peter Maiwald. Der Titel Ihn dauerte die leidende Kreatur war aus einem Zitat Marcel Reich-Ranickis entlehnt, der lange Jahre ein Bewunderer und Förderer des Dichters war, und das, obwohl Peter Maiwald sich eindeutig politisch links positionierte. In seinem Nachruf auf den Lyriker schrieb Reich-Ranicki: Maiwald gehörte nicht zu jenen, die die Welt herausfordern, vielmehr zu jenen, die sich von ihr herausgefordert sehen. Er war ein Poet in der Defensive. Der plebejischen Tradition der Dichtung fol-gend, sprach er für die Beleidigten und Benachteiligten. Er hatte ein Herz für die Verkommenen und die Verlorenen, er hatte eine Schwä-che für die Vorstadt. Seine Helden sind die Menschen, die mit dem Leben nicht zurechtkommen. Ihn dauerte die leidende Kreatur. Nicht zuletzt aufgrund seiner Menschlichkeit und dieser unverbrüchlichen Solidarität mit den Schwachen war Maiwald ein Lyriker von hoher Qualität - wortgewaltig, witzig, bisweilen schneidend scharf, aber immer in sympatheti-scher Beziehung mit den Belangen und Bedürfnissen der unteren Schichten. 1946 in Nürtingen geboren, lebte er viele Jahrzehnte bis zu seinem Tod 2008 in Düsseldorf, das sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt war. Im Dezember 2018 übernahm das Heinrich-Heine-Institut (Abteilung Rheini-sches Literaturarchiv) den Nachlass dieses bedeutenden politischen Dichters. In Kooperation mit dem Düsseldorfer Geschichtsverein (DGV), gefördert vom Landschaftsverband Rheinland, konnte dieser Bestand 2020 im Rahmen eines Verzeichnungsprojekts archivarisch bearbeitet und damit der Öffent-lichkeit zugänglich gemacht werden. Sophia Rohan, die diese Arbeit über-nommen hatte, stellte außerdem ein Lesebuch zu Peter Maiwald für die Reihe Nylands Kleine Rheinische Bibliothek zusammen, das neben repräsentati-ven Texten Maiwalds auch Materialien aus dem Nachlass integrierte. Das Symposium im September 2022 diente dazu, diese Projekte vorzustellen, Sophia Rohan präsentiert beides auch im vorliegenden Band. Gleichzeitig wurde der Versuch gemacht, erste wissenschaftliche Einordnungen von Mai-walds Werk und Wirken vorzunehmen. Olaf Cless betrachtet Maiwald im Neuss-Düsseldorfer Kontext, recherchiert seine Spuren im literarischen Le-ben am Rhein. Jasmin Grande ordnet Maiwalds Werk im zeitgenössischen Kontext ein, sie analysiert seine spezifische Methodik, gerade auch die bewusste Entschei-dung für scheinbar anachronistische, konventionelle Formen mit Reim und Metrik. Auch zeigt Grande historische Referenzen von Maiwalds Lyrik auf, etwa zum expressionistischen Dichten Jakob van Hoddis. Ingar Solty wirft einen Blick auf den Konflikt Maiwalds mit der DKP-Führung, der sich an seiner Mitherausgeberschaft des Periodikums Düssel-dorfer Debatte entzündete und schließlich in Maiwalds Ausschluss aus der Partei gipfelte. Nicht nur, aber auch deshalb verlor die Partei in der Folge spürbar an Zustimmung bei Schriftstellern und Intellektuellen. Enno Stahl richtet das Augenmerk auf Maiwalds kritische Aktivität - der Lyriker verfasste regelmäßig Rezensionen, zunächst für die Deutsche Volks-zeitung, bei der er zeitweilig als Redakteur angestellt war, dann auch für zahlreiche bürgerliche Zeitungen, allen voran Die Welt und die Frankfur-ter Allgemeine Zeitung. Und es lässt sich eine bestimmte Entwicklung nach-zeichnen, wie Maiwald sein kritisches Handwerk auffasste.