Autorenportrait
Maurice Blanchots Leben und Werk steht im Zeichen des Paradoxes. Als er vor zwei Jahren starb, war es, als wäre er, der Zeit seines Lebens unfaßbar blieb, erst recht zum Leben erwacht: kein Feuilleton, das etwas auf sich hält, das ihn nicht ausführlich gewürdigt hätte. Doch so angesehen, so prägend der Literatur-Theoretiker Maurice Blanchot für Generationen von Intellektuellen ist, so unbekannt ist er hierzulande als Erzähler geblieben. Dabei ist gerade die Praxis des Erzählers Blanchot der eine Schritt 'au-delà ', über die Literatur hinaus, in ein Jenseits auch der alltäglichen Erfahrung – in einen Raum, den erst die Sprache eröffnet, der aber durch Sprache nicht mehr faßbar ist. Eindrückliches Beispiel dafür ist die Erzählung 'Au moment voulu', erschienen 1951, die hier in der Übersetzung von Jürg Laederach erstmals auf Deutsch aufgelegt wird.
So einfach das Setting der Geschichte auch ist – ein Mann besucht seine Freundin in deren Wohnung, die diese mit einer anderen jungen Frau teilt –, so zunehmend labyrinthisch erweisen sich mit jedem Satz sowohl die Wohnung als auch die Beziehungen zwischen Bewohnerinnen und Besucher. Blanchots Sätze sind Spektralanalysen, in denen auch entlegenste Aspekte plötzlich mit blendender Kraft aus dem Dunkel leuchten. Als souveräner Sprach-Metaphysiker fügt er das Zergliederte wieder zu einer bisher unbekannten, uns aber zwiespältig vertrauten Welt zusammen. Er tut dies mit einer Kraft, die jeden Widerstand in Begeisterung umschlagen läßt. Eine solche Literatur ist unheimlich. Sie ist spektakulär.
Der Verlag bereitet mit Jürg Laederach weitere Erzählwerke von Maurice Blanchot vor.
Siehe auch www.engeler.at/augenblick.html