Beschreibung
Des 40. Jahrestages des Militärputsches vom 11. September 1973 in Chile gegen die Regierung der Unidad Popular (UP) unter dem Sozialisten Salavador Allende wurde auf vielfältige Weise gedacht. In Santiago erinnerten mehrere Zehntausend Menschen in einer Massendemonstration daran. So wichtig das Wachhalten des verheißungsvollen sozialen Aufbruchs unter der UP für das kollektive Gedächtnis der politischen Linken hierzulande und in Lateinamerika ist, überrascht andererseits das weniger ausgeprägte Interesse an einer gründlichen und kritischen Analyse der damit verbundenen Niederlage. Linke Politik tut sich immer wieder schwer mit einer Kultur der Niederlagen und des Umgangs mit ihnen in den eigenen Reihen. Zu gerne hängt man dem Bild von revolutionären Um- und Aufbrüchen als 'Lokomotiven der Weltgeschichte' an. Aber Revolutionen verhöhnen oft 'grausam-gründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche' (Marx). Das trifft auch auf die Auseinandersetzungen innerhalb der chilenischen Linken und Grundfragen des revolutionären Prozesses während der UP zu. 'Chilenische Historiker der Gegenwart haben diese Streitlinien benannt und die jeweiligen Positionen bestimmt. Sie allein sind hier Gegenstand, und zwar als praktisch-politische Fragen des revolutionären Prozesses in Chile, die unter revolutionstheoretischem Aspekt und welthistorischem Erfahrungshorizont zu betrachten sind.' (Werner Röhr)
Autorenportrait
Werner Röhr, Jahrgang 1941, Prof. Dr. sc., Historiker, Berlin. Jüngste Veröffentlichungen: Abwicklung. Das Ende der Geschichtswissenschaft der DDR. Band 1: Analyse einer Zerstörung, Berlin 2011, Band 2: Analyse ausgewählter Forschungen - Übersichten - Register, Berlin 2012; 'Ein Schritt vor und drei zurück. Der Krieg Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion 1941-1944 in der bundesdeutschen Historiographie' (Supplement der Zeitschrift Sozialismus 11/2012).