Beschreibung
'Ich sehnte mich danach, den Schrank schrumpfen zu sehen.'; 'Vogerlsalat grüßt'; 'Ich lese auf meinem Zimmer Proust, fresse dazu Marzipan'; 'Kätzchen, mein Meerrettich geht unter' - das sind Sätze, bei denen Wilhelm Genazino in Romanen, Essays und Betrachtungen aufmerkte, die ihn verwunderten oder verärgerten, denen er auf jeden Fall in unnachahmlicher Weise nachgegangen ist, indem er seine Fundsätze ernst nimmt, sie gleichsam seziert, mehrfach wendet, um zu ebenso einleuchtenden wie schonungslosen Analysen zu kommen. Der zweite Teil von 'Achtung Baustelle' versammelt drei große Essays zu James Joyce, Marcel Proust und Italo Svevo, der abschließende Teil faßt drei öffentliche Äußerungen anläßlich der Verleihung bedeutender Literaturpreise zusammen. 'Achtung Baustelle' sammelt Genazinos kluge, witzige, intelligente und erstaunliche Betrachtungen, die humorvoll ein anderes, besseres Lesen lehren können.
Autorenportrait
Wilhelm Genazino (1943-2018) arbeitete als freier Journalist und später als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Preise, Auszeichnungen und Stipendien: 1990 Bremer Literaturpreis 1996/97 Stadtschreiber von Bergen-Enkheim 2001 Kranichsteiner Literaturpreis 2004 GeorgBüchnerPreis 2007 KleistPreis und Corine
Inhalt
I. »Ich sehnte mich danach, den Schrank schrumpfen zu sehen...«
»Der Mensch von 1950: Er fickte und las Zeitungen.«
»Die Liebe aber ist unwiderstehlich.«
»Vogerlsalat gru?ßt«
»Ich lese auf meinem Zimmer Proust, fresse dazu Marzipan.«
»Ich weiß von nichts, wie diese Da?cher.«
»Herr, gib ihnen die ewige Ruhe nicht.«
»Das selbsta?ndig denkende und handelnde Individuum wird ausgelo?scht werden.«
»Kultur ist Mu?ll, und Kunst, einer ihrer Sektoren doch ernst als Erscheinung der Wahrheit.«
»Ziehen wir uns nicht morgens an, um uns abends wieder auszuziehen?«
»Meine Existenz beruht in ihrer Mo?glichkeit darauf, daß ich nicht daran erinnert werde, wie ich lebe.«
»Diese Schrift ist widerwillig zu dem Schluß gelangt, daß wir den Untergang des Schreibens zu erwarten haben –«
»Die Toten sind milde zu uns.«
»Bevor man es nicht geschafft hat, in einem Zimmer zu leben, kann man nicht hinausgehen und ka?mpfen.«
»Das lebhafte Getu?mmel der Stadt und die großen, steinernen Ha?user befremdeten ihn angenehm.«
»Das Sich-Unterscheiden von anderen muß von diesen anderen anerkannt sein.«
»Wenn du lange genug sitzen bleibst und schaust, zwei oder drei Stunden zum Beispiel, dann siehst du den Tod.«
»Ich geho?re diesem Gesindel an.«
»Es gibt nur eine Wahl: die zwischen Gemeinschaft und Untergang, und wir mu?ssen uns entscheiden.«
»Oh, wir wissen es nicht!«
»Unbeargwo?hnt und todbringend wie die Pest schritt er durch das Menschengewu?hl der Straße.«
»Auf der untersten Stufe, wo der Mensch sich anfa?ngt...«
»Wahr ist das Meer, wahr sind die Berge, die Felsen, wahr ist ein Grashalm.«
»Und was soll ich anfangen, um meinen Unsinn los zu werden?«
»Ka?tzchen, mein Meerrettich geht unter.«
»Dieses im besorgenden Umgang umsichtig vorweg im Blick gehaltene Wohin des mo?glichen zeughaften Hingeho?rens nennen wir die Gegend.«
»Wie ertra?glich das alles ist, mein Gott.«
II. Dubliner Ausflu?ge. U?ber James Joyce
Der Ort der Hingabe. Schreiben zum Tode. U?ber Marcel Proust
Die Relativita?t des Glu?cks. Leben und Schreiben des Italo Svevo
Einschluß, meine Herren! Literarische Arbeit mit Strafgefangenen
III. Abstand gibt es nicht im Sonderangebot. Rede zum Bremer Literaturpreis
Und dann und wann ein weißes Pferd. Bergen-Enkheimer Rede
Das Exil der Blicke. Die Stadt, die Literatur und das Individuum. Dresdner Rede