Beschreibung
Claus Friedrich Köpp untersucht Voraussetzungen, Entstehung und Entwicklung der Befriedigung poetischer Genußbedürfnisse und des dafür notwendigen spezifischen Sinnes innerhalb menschheitsgeschichtlicher Kommunikation. Sein besonderes Interesse gilt dabei der Klassizitätstendenz in ihren Wechseln als widersprüchlich-einheitliche von Modernität und Antiquität (bzw. Traditionalität). In der Darstellung dieses fundamentalen Zusammenhangs werden literaturgeschichtstheoretisch vor allem untersucht: der gegenständliche Bezug poetischer Weltverhältnisse von Individuen zu außerpoetisch ästhetischem Reden, das der literarischen Kommunikation gemäße Reflektieren über diese selbst in und außerhalb von ihr, das Interesse der Menschheitsgattung an historisch übergreifenden Daseins- und literarischen Kommunkationsinvarianten.
Inhalt
Band I
Vorwort
0.1. Liste verwendeter Zeichen
0.2. Verzeichnis verwendeter Abkürzungen
1. Einleitung
1.1. Zur Problemlage und Fragestellung
1.2. Terminologische Vorklärungen
1.3. Zur Anwendung grundlagentheoretischer Erkenntnisse
1.3.1. Zu erkenntnistheoretischen Voraussetzungen
1.3.2. Zu geschichtstheoretischen Erkenntnissen
1.3.3. Voraussetzungen literarturwissenschaftstheoretischer Art
1.4. Zur Arbeitsmethodik
2. Die Struktur des historischen Augenblicks von Gattung und Individuum und das Problem der Poetizität
2.1. Produktivitätsstruktur und ein weltgeschichtliches Raum-Zeit-Modelt
2.2. Weltgeschichtliche Augenblicke der Gattung und ihre Reflexion (Das Problem der Historizität, ästhetischer Rede und Metakommunikation)
2.3. Der produktive Augenblick des Individuums und die (Genese der) Poetizität
2.4. Die notwendige Differenz von Fiktivität und literarischer Fiktionalität in der sozialen Kommunikation: Welt - surreale Welt - Gedächtnis/Text - Rede - poetische Rede
2.5. Das Poetizität-Metapoetizität-Verhältnis als eine Bedingung der Gattung und der Klassizitätstendenz in der literarischen Kommunikation
2.6. Weltliteraturgeschichtlicher Prozeß und Literaturbegriff
3. Die Entstehung des poetischen Sinns und der literarischen Kommunikation in der präantiken Zeit
3.1. Die natürlichen Voraussetzungen und das Problem der Gegenstandsorientiertheit bei der Herausbildung des sprachästhetischen Sinns
3.2. Die gentilgesellschaftliche Kommunikation und die Differenzierung von sprachästhetischem und poetischem Sinn
3.3. Literarische Kommunikation als arbeitsteilig-universalisierendes Verhältnis der Individuen in der Epoche präantiker Despotien
3.3.1. Die altorientalische Despotie und das Entstehen literarischer Fiktionalität
3.3.2. Die poetische Reflexion der despotieabhängigen und -unabhängigen Individualität
3.3.3. Die poetische Entdeckung der Autonomie des Individuums
3.3.4. Klassizitätstendenz und Kanonisierung in der literarischen Kommunikation als Bedingung der Überwindung der altorientalischen Gesellschaft
4. Klassizitätstendenz und Evolution der Poetizität in der antiken Geschichte
4.1. Die Revolutionierung der Literaturverhältnisse
4.1.1. Die Tendenz auf Produktivitllt des freien Individuums als historische Voraussetzung der demokratischen Wirkung literarischer Kommunikation
4.1.2. Die Idealität in den Homerischen Epen
4.1.3. Hesiod und der Übergang zum klassischen Theater des 5. Jahrhunderts v.u.Z.
4.1.4. Pindars Abstrahierung des "Edlen " vom (heroischen) Adel und die Monodisierung des Lyrischen
4.2. Die Ästhetizität des weltgeschichtlichen Individuums im Drama des Aischylos
4.3. Heldenmythik und Gegenwart in der Sophokleischen Tragödie
4.4. Das Individuum im Drama des Euripides und die klassische Aufhebung der attischen Klassizität
4.5. Aristophanes' komödische Iüstorisierung der hellenischen Sozial- und Literaturverhältnisse
4.6. Attische Klassizität und sozial- und literaturtheoretische Verallgemeinerung bei Platon und Aristoteles
4.7. Der Funktionswandel literarischer Kommunikation beim hellenistischen Übergang zum Imperium Romanum
4.8. Der Universalismus und die Klassizitätstendenz in den Literaturverhältnissen Roms und des Römischen Imperiums
5. Die Klassizitätstendenz in der literarischen Kommunikationsweise der Feudalformation
5.1. Literatur als Kritik und Überwindung antiker Naivität und Dissoziation
5.2. Modernität und Realistik erfahrungsüberschreitender Weltvorstellung im Gott-Mensch-Mythos und die Antizipation des feudalzeitalterlichen Universalismus
5.3. Reden als internalisierende Deutung der Reich-Gottes-Fiktion
5.4. Die Transzendierung des ästhetischen Individuums als metapoetische Bedingung der mittelalterlichen literarischen Kommunikation
5.5. Die antiklassiszistische Kontrarität von antiquus und modernus
5.6. Die Abhängigkeit des literarischen Gattungs- und Genresystems vom Gott-Welt-Dualismus
5.7. Literarische Fiktionalität zwischen Fiktivität und Antifiktionalität
5.7.1. Gemeindegesang
5.7.2. Patristische Lehre und Schriften
5.7.3. Die Weltrezeption als Medium der Allegorese
5.8. Die Entwicklung zur Kulmination feudaler Produktivität und die Tendenz auf klassische Literaturverhältnisse
5.8.1. Die Tradition des Heldenepos
5.8.2. Die Beziehung zwischen epochaler und folklorischer Literatur
5.8.3. Universal- und Volkssprachen als Entwicklungsbedingungen von Nationalliteraturen und Weltliteratur
5.8.4. Klerikale, höfisch feudale und städtebürgerliche Literaturverhältnisse
5.8.5. Historizitätstrend und die Idealität im höfischen Roman
5.8.6. Literarische Fiktionalität als schöpferische Vermittlung zwischen Reich-Gottes-Fiktion und realer Welt
5.8.6.1. Liebe als Modell von Produktivität und universeller Kommunikativität
5.8.6.2. Die poetische Welt und ihre Wirkung gegen die zeitgenössische Wirklichkeit(Die potentielle Häresie des poetischen Genusses)
5.8.6.3. Die utopische Antizipation idealer Realität in der feudalzeitalterlichen Literatur (Lyrisches Subjekt als Modell des geschichtlichen Gattungssubjekts und das Problem der pragma-semantischen Interferenz zeitgenössischer Literatur)
5.9. Mittelalterliche klassische und postklassische Literaturentwicklung und die Antizipation der Renaissance
Anmerkungen (Kap. 1. - 5.)
Band II
6. Die Klassizitätstendenz in der literarischen Kommunikationsweise der kapitalistischen Sozialformation
6.1. Die Individuen im Übergang zur Produktion "ihrer eigenen gesellschaftlichen Zusammenhänge"
6.2. Poetizität als Medium der Überwindung vorgegebener Ästhetizität
6.3. Die Ablösung des sanktionierten Schriftenkanons
6.4. Die humanistische Konstituierung der Wissenschaft beim Übergang zur Neuzeit
6.5. Die literaturkommunikativ immanente Metapoetizität, ihre intensiv erweiterte Reproduktion und die Poetologie (Poetiken) der Renaissancezeit
6.6. Klassizitätstendenz in der Weltgeschichte und Klassiken als periodische Ereignisse in der Konstituierung der bürgerlichen Nationen
6.6.1. Humanismus und Reformation als Dimensionen der renaissancistischen literarischen Revolution
6.6.2. Der Siglo de Oro
6.6.3. Shakespeare
6.6.4. Absolutismus und das sog. siècle classique
6.6.5. Der Widerspruch von Klassizismus und Aufklärung
6.7. Die Entdeckung der Weltgeschichte und die Autonomie des literarisch kommunizierenden Individuums
6.7.1. Die Tendenz auf Dominanz der Zeitdimension in der Literatur
6.7.2. Die Querelle des Anciens et des Modernes: Klassizität als historisches Wertungsproblem
6.7.3. Aufklärung als Widerspruch von antifiktiver ästhetischer (nichtfiktionaler) Rede und poetischer Surrealität
6.7.4. Heroik und Menschheitsutopie vor und nach der Epochenwende
6.8. Die klassische Revolution in Frankreich und die (Tendenz auf) Klassizität in der Literaturentwicklung Deutschlands um 1800
6.8.1. Klassizität als Ergebnis eines weltgeschichtlichen Augenblicks
6.8.2. Idealität im notwendigen historischen Perspektivewechsel und die Funktion poetischer Surrealität
6.8.3. "Geist" - entfremdende Arbeit -poetisches Schöpfertum
6.8.3.1. "Stimme des Volks" und "Mühe der Armen"
6.8.3.2. Die klassische Modernität des Poetischen
6.8.3.3. Klassischer und romantischer Poesiebegriff im Streit um Modernität
6.8.3.4. Poetisierung als gesetzlich erzeugte Produktion und Wirkung und ihre tendenziell klassische Reflexion
6.9. Poetisierung und Poetizität in den Literaturverhältnissen des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts
6.9.1. Klassizitätstendenz gegen Trivialisierung
6.9.2. Realismus und Modernismus
6.9.3. Poetisierung, Literarisierung, Politisierung
6.9.4. Geschichtstheorie und die Ästhetizität des sozialen Diskurses
6.9.5. Die poetische Utopie des autonomen Individuums im Widerspruch divergierender Kommunikationssysteme
7. Revolutionen im 20. Jahrhundertund der Antagonismus zwischen Poetizität und Trivialismus
7.1. Wissenschaftliche Prognoseversuche und poetische Utopie zum selbstbestimmten Individuum
7.2. Die Genese des weltgeschichtlichen Alltags und die Literarisierung der Völker
7.3. Zukunftsdimension, Klassizitätstendenz und Poetizität im gegenwärtigen Epochenumbruch
8. Weltliteraturgeschichtlicher Prozeß, Literaturgeschichtstheorie und Literaturtheorie
8.1. Die Weltgeschichte als Bezugssystem der literarischen Kommunikationsweise
8.2. Experimentalität und Abstraktheit in der Weltgeschichte
8.3. Der weltliteraturgeschichtliche Prozeß
8.3.1. Ein abstraktes Modell zur Weltliteraturgeschichte
8.3.2. Ein raumzeitliches Modell des weltliteraturgeschichtlichen Prozesses
8.3.3. Die Klassizitätstendenz in der Weltliteraturgeschichte
8.4. Die metahistorische und metapoetische Bezüglichkeit des poetischen Verhältnisses
8.5. Die Gesetzlichkeit in der literarischen Kommunikationsweise
Anmerkungen (Kap. 6. - 8.)
Literaturverzeichnis
Register
Namenregister
Sachwortregister