Beschreibung
Unter den großen Gestalten der kirchlichen Überlieferung gibt es wenige, die so vornehm und leuchtend wirken wie die adelige Zisterzienserin Mechthild von Hackeborn. In der Schule benediktinischer Prägung entfaltet sich bei ihr in einem klassischen Gleichgewicht der Sinn für zwei Dinge: für das objektive Lob Gottes, die gemeinsame Liturgie in der Kirche, und für persönliches Betrachten und Leiden in der Zelle, was aber für sie immer nur die selbstverständliche, unbetonte Ergänzung des kirchlichen Lobgebets war: Wahrheit der Laus Dei in der innersten Existenz. Vielleicht hat zwischen Benedikt und Ignatius niemand so ausschließlich und folgerichtig den Gedanken des Gotteslobes als Sinn christlichen Daseins verstanden. Alles ist ihr Liturgie, aber nicht im Sinn einer überspannten, unnatürlichen Feierlichkeit; sie ist frisch und spontan, hell und demütig; sie reflektiert nicht über ihre Zustände und Gesichte, sondern versteht sie wie alles andere als einen ihr aufgetragenen Teil ihrer Lobessendung.