Beschreibung
Ein Schlüsselwerk der aufständischen Geschichte von 1967-68 ist das Handbuch der Lebenskunst. Neben Guy Debords Gesellschaft des Spektakels prägte es die Parolen auf den Mauern und Plakaten des Mai 68. Der poetische, witzige, zornige und radikale Stil Vaneigems ist aus der modernen Gesellschaftskritik nicht mehr wegzudenken. Seine provozierenden Thesen gegen die Verkümmerung der Emotionen, gegen Warengesellschaft und Patriarchat, gegen die ganze Welt der Ökonomie, setzen auf Spontaneität, individuelles Erleben und die Kostenlosigkeit der Bedürfnisse. Die Perspektive der Macht, mit ihrer Hierarchie, Aufopferung und Arbeit, soll umgekehrt werden in eine Perspektive der Selbstbestimmung, Kreativität, Spontaneität und Poesie. Die radikale Subjektivität findet ihre Verwirklichung in der von allen gemachten Geschichte. Mit seiner Haltung entzieht sich Vaneigem jeder ideologischen Zuschreibung. Der Autor ist seinen Thesen mit inzwischen mehr als 15 veröffentlichten Büchern treu geblieben.
Autorenportrait
Raoul Vaneigem, geb. 1934 in Lessines (Belgien), studierte 1952-1956 an der Freien Universität Brüssel. 1961-1970 Mitglied der Situationistischen Internationale, gilt neben Guy Debord und Asger Jorn als ihr einflussreichster Theoretiker. Veröffentlichte 1967 Traite de savoir-vivre à l''usage des jeunes generations (dt. Erstausgabe 1972), 1979 Le Livre des plaisirs (Buch der Lüste, 1984), 1990 Adresse aux vivants sur la mort que les gouverne et l''opportunite de s''en defaire (An die Lebenden, 1998) und ca. 15 weitere Werke (2008 erscheint seine Autobiografie bei Gallimard). Lebt als freier Autor in Belgien.