Beschreibung
Nietzsche ist die fleischgewordene Revolte gegen die Abstraktion. Er revoltierte dagegen geistig, indem er die triebhaften Eingeweide des Intellekts offenlegte; literarisch, indem er die ganze Umständlichkeit argumentativer Beweisführung fahren ließ zugunsten eines impulsiven, illustrativen, bildgesättigten Gedankenausbruchs, der der Philosophensprache eine nie gekannte Anschaulichkeit und Leichtfüssigkeit gab. Nicht zuletzt revoltierte er auch physisch gegen die Abstraktion, indem er am Professorenamt erkrankte - gewissermaßen an der akademischen Welt seiner Zeit, die ihrerseits bloß die intellektuelle Firnisschicht auf der sogenannten industriellen Kultur darstellt.
Autorenportrait
Christoph Türcke, Jahrgang 1948, ist emeritierter Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und Autor zahlreicher Bücher. Er wurde ausgezeichnet mit dem Sigmund-Freud-Kulturpreis. Von ihm erschienen bei zu Klampen unter anderem »Jesu Traum. Psychoanalyse des Neuen Testaments« (2009), »Der tolle Mensch. Nietzsche und der Wahnsinn der Vernunft« (2014) und zuletzt »Luther - Steckbrief eines Überzeugungstäters« (2016).