Beschreibung
Mit dem weltweiten Erfolg der amerikanischen Filmreihen HOSTEL und SAW erfährt das Horrorgenre in Form eines zynisch anmutenden Terrorkinos gegenwärtig eine erstaunliche Renaissance. Auch aus Frankreich, Japan, Italien und anderen Ländern kommen ähnliche Produktionen. Von der Feuilletonkritik als "torture porn" verdammt, werden die Filme in Deutschland einer umfassenden Zensur unterworfen. Schaut man genauer hin, kann das Terrorkino als Spiel mit der Angstlust und den sadomasochistischen Fantasien des Publikums verstanden werden. Zudem reflektieren die Filme die Gewalteskalation und den Folterdiskurs nach 9/11 sowie den realen Schrecken eines globalisierten Kapitalismus mit seinem Krieg aller gegen alle. Stigleggers Essay untersucht die Ursprünge des Terrorkinos im Horrorfilm, erörtert Themen und Motive und bietet Ansätze für eine gesellschaftskritische und philosophische Lesart dieses geächteten Genres.
Autorenportrait
Marcus Stiglegger ist Filmwissenschaftler und -publizist und schreibt regelmäßig u.a. für "epd film", "Testcard", "Splatting Image" und "film-dienst". Zahlreiche Bücher zur Ästhetik und Geschichte des internationalen Films, u.a.: "Sadiconazista - Sexualität und Faschismus im Film der siebziger Jahre bis heute" (2000) und "Ritual und Verführung. Schaulust, Spektakel & Sinnlichkeit im Film" (2006).
Rezension
"Wenn es ein pauschal angefeindetes Kino gibt, dann ist es das des Blutes. In westlichen Gesellschaften gilt der schädigende Charakter expliziter Gewaltdarstellungen als ausgemacht, weshalb viele sie nur allzu gerne zugunsten einer besseren Welt ausgemerzt sähen. [Das Buch] steuert dem nun entgegen und setzt sich facettenreich mit jenen Filmen auseinander, die das Zeigen von Gewalt zum Inhalt haben. Stiglegger geht es um die Geschichte des Genres, um seine gesellschaftlichen Bezüge und seine tausend Verästelungen. Der Autor plädiert nachdrücklich für ihre grundsätzliche Existenzberechtigung als Fiktionalisierungen eines ebenso schmerzhaften wie bedeutsamen Themas bei der Abarbeitung an der conditio humana. Stiglegger betrachtet das Terrorkino fundiert nach formalen, soziologischen und philosophischen Gesichtspunkten. Klar ist jedenfalls, dass die filmischen "Versuchsanordnungen" die Realität allenfalls reflektieren und kommentieren – eine Realität, die weit abscheulicher ist, als es alles Blut im Kino je sein kann." (film-dienst)
"Auch wer kein Freund dieser Art von "Metzelfilmen" ist, sollte einen Blick in den kleinen, feinen Essay-Band Marcus Stigleggers werfen, der das Thema gründlich behandelt. Mit genauer Kenntnis des Genres und profundem theoretischen Überbau untersucht der Filmwissenschaftler hier die psychologischen, soziologischen, philosophischen - zitiert wird unter anderem Georges Bataille - und ästhetischen Grundlagen jener Filme. Er bezeichnet sie als "Terrorkino" und wagt es dabei, auf sadomasochistischen Grundtendenzen in jedem von uns hinzuweisen. Ein schwieriges Thema, gewiss, das hier jedoch aus bewundernswert vorurteilsfreier Sicht betrachtet wird." (Neue Osnabrücker Zeitung)