Beschreibung
>Anti-Montage-Ästhetik<? >Chaos Cinema<? >Post-Continuity<? Dies sind nur drei der vielen Schlagworte, mit denen seit der Jahrtausendwende im Zuge der Digitalisierung des Kinos die Totenglocke der Montage geläutet wurde. Diese manchmal etwas überhitzt als schierer Verlust beklagte Entwicklung wird in diesem Band analytisch kühler betrachtet und historisch eingeordnet. So können die durch Montage konstituierten mannigfaltigen medialen Räume und Zeiten aktueller wie auch älterer Kino- und Fernsehproduktionen in ihrer Eigensinnigkeit genauer beleuchtet werden. >Filmmontage< wird dadurch zu einem äußerst schillernden Begriff, der als ähnlich entgrenzt und verflüssigt zu verstehen ist wie die angesichts der technischen Entwicklungen immer instabiler werdenden Medien Film und Fernsehen. Die Beiträge in diesem Buch machen sich zur Aufgabe, die mitunter postulierte Kluft zwischen Medien- und Filmwissenschaft zu überbrücken, also Technik und Ästhetik pointiert zusammenzudenken. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven widmen sich die Autor_innen Positionen der Montage, und zwar von der politischen Dimension der Parallelmontage bei D.W. Griffiths THE BIRTH OF A NATION, über dokumentarische Formen des Sensory Ethnography Lab bis hin zu synoptischen Darstellungsweisen des compositing im Splitscreen und in gegenwärtigen Computer-Desktopfilmen.
Autorenportrait
Martin Doll, Jun.-Prof., Dr. phil., lehrt Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Vor seiner wissenschaftlichen Laufbahn arbeitete er als Cutter und Redakteur u.a. für die ARD. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Medien-, Wissens- und Kulturgeschichte, Medientheorie, Medien und Philosophie, Politik und Medien, insbesondere: Technisierung der Politik/Politisierung der Technik ab dem 19. Jahrhundert, Medialität der Architektur, Fälschung und Fake. Aktuelle Publikationen: »Medialisierungen vernetzter Kriegsführung. Imaginationen des Drohnenkriegs im Hollywoodkino« (2018), »Politische Tiere: Zoologie des Kollektiven« (hg. mit Oliver Kohns, 2017); »ARIIA. Datenparanoia - Staatsparanoia« (2017).