Beschreibung
"Marx sagte, die Revolutionen seien die Lokomotive der Weltgeschichte. Doch vielleicht stellen sich die Dinge völlig anders dar. Es ist möglich, dass die Revolutionen für die Menschheit, die wie in einem Zug unterwegs ist, darin bestehen, die Notbremse zu ziehen" (Michael Löwy) Die Entdeckung des Werkes Walter Benjamins löste bei Michael Löwy einen Schock aus, der so manche Überzeugung erschütterte und mehr als vierzig Jahre lang in seiner gesamten Forschung über heterodoxe Formen des Marxismus in Europa oder Amerika nachwirkte. Der Vision der Revolution als "Lokomotive der Geschichte", die sich unaufhaltsam in Richtung Fortschritt bewegt, wie sie Marx in "Klassenkämpfe in Frankreich" beschreibt, stellt Benjamin eine Version der Revolution als "Notbremse" gegenüber. Sie kündigt bereits sehr früh eine Kritik des Fortschritts und des Wachstums an, die später im kritischen Denken und in der radikalen Ökologie entwickelt wird. Die hier vorgestellten Aufsätze konzentrieren sich auf die revolutionäre Dimension des Werkes Benjamins. In ihnen fließen der von einem unorthodoxen historischen Materialismus inspirierte Ansatz mit Vorstellungen vom jüdischen Messianismus zusammen, die im Lichte seiner "stellaren Freundschaft" mit Gershom Scholem neu überdacht wurden.
Autorenportrait
Michael Löwy (São Paulo, 1938), emeritierter Forschungsdirektor des CNRS, ist Autor eines umfangreichen und produktiven Werks, das von seinem ersten Essay über das Denken von Che Guevara (Maspero, 1970) bis zu seinen Arbeiten über Weber, Kafka und Benjamin, das libertäre Judentum in Mitteleuropa und die Befreiungstheologie in Lateinamerika reicht. In der Europäischen Verlagsanstalt erschien "Erlösung und Utopie. Jüdischer Messianismus und libertäres Denken" (3. Auflage eva, 2021).