Beschreibung
"Zu dritt" oder warum sind biografische Romane so besonders anziehend? Wohl deshalb: Sie erzählen vom gelebten Leben und haben damit per se einen härteren Grad von Authentizität. Zudem wird an einer "Lebensgeschichte" eine historische Spanne Zeit miterlebbar.Karl Barth jedenfalls gehörte zu den großen historischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, brachte es auf die Cover von "Spiegel" und "New York Times Magazine". Er gilt als der Kopf der "Bekennenden Kirche" im Kampf gegen Hitler und die "Deutschen Christen" und ist gewissermaßen der evangelische "Kirchenvater des 20. Jahrhunderts".Weniger bekannt ist: 35 Jahre lebte er mit seiner Mitarbeiterin und Geliebten Charlotte von Kirschbaum und seiner Ehefrau unter einem Dach. Der Roman konzentriert sich vor dem Hintergrund der großen Dramen des 20. Jahrhunderts auf das private Drama. Charlotte von Kirschbaum erkrankt mit Anfang 60 an Demenz und lebt bis zu ihrem Tod in einer Pflegeeinrichtung. Mit Zustimmung der Ehefrau Nelly, die als letzte stirbt, ruhen sie zu dritt in einer Grabstätte auf dem Friedhof in Basel.Der 10. Dezember 2018 ist der 50. Todestag von Karl Barth.
Autorenportrait
Klaas Huizing, geboren 1958, Niederländer, studierte in Münster, Hamburg, Kampen (NL), Heidelberg und München Philosophie und Theologie. Promotion, Habilitation, lehrt seit 1998 als Professor für Ästhetische Theologie und Ethik an der Universität Würzburg. Seit 1993 Mitglied im PEN. Von 2007 bis 2015 Chefredakteur des Kulturmagazins OPUS, seitdem Herausgeber. Er lebt u. a. in Berlin.Mehrere Auszeichnungen und Preise. Zahlreiche theologische Publikationen, ein Theaterstück und zwölf Romane. Mit seinem in mehrere Sprachen übersetzten Bestseller "Der Buchtrinker", dem Kant-Roman "Das Ding an sich" und "Mein Süßkind. Ein Jesus-Roman" wurde er einem größeren Publikum bekannt. Mit dem Familienroman "Bruderland" war er 2015 für die "Hotlist", den Preis der unabhängigen Verlage nominiert.Zeitgleich mit dem Roman erscheint im Kreuz Verlag (Herder) von Klaas Huizing "Gottes Genosse. Eine Annäherung an Karl Barth".
Leseprobe
»Sogar die Staubkörner vermieden es, sich zu bewegen, verharrten in der Lichtlanze, die sich gleich nach der Morgendämmerung durch die Jalousie gebohrt hatte, tanzten nicht, schwirrten nicht aus, blieben einfach ganz still in der Luft stehen, schienen ebenfalls hoch konzentriert zu lauschen, ob vielleicht ein Knarzen zu hören war, das Ächzen einer Diele.Nein, nichts.Charlotte hatte vor Monaten ganz nebenbei nach einem Schälchen gefüllt mit Sonnenblumenöl gefragt und nach einem Backpinsel, sie selbst hatte ihr beides ohne nach dem Grund zu fragen gegeben, erst jetzt kam ihr der Gedanke, Charlotte könnte die Scharniere ihrer Schlafzimmertür geölt haben, damit nächstens auch nicht das leiseste Geräusch nach draußen drang, wenn sie sich an der Garderobe zu schaffen machte. Und wahrscheinlich hatte sie mit einem scheinbar absichtslos abgelegten Buch jene Stelle im Fußboden markiert, die jede Berührung durch einen hässlichen Laut dokumentierte.«
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