Beschreibung
Mail wieder ein wunderbarer Roman von Jo Arnold. Nach der Omega Trillogy und ihrem Limeskrimi nun ein Krimi, der im Odenwald spielt.Mord im sonst so idyllischen Odenwald. Und nicht nur einer, sondern gleich vier Tote werden gefunden. Der Mörder hat sie nicht wahllos verteilt, sondern zwei Leichen in Hessen und zwei weitere im badener Teil des Odenwaldes arrangiert. Inszeniert an der Grenze zwischen Hessen und Baden-Württemberg müssen zwei Kripo-Teams eines aus Darmstadt, das andere aus Heidelberg an den Mordfällen arbeiten. Die Zusammenarbeit gestaltet sich schwierig. Vorurteile, Überheblichkeit und Animositäten gegenüber den Kollegen und dem Odenwald erschweren die Untersuchungen und lassen einen vor Arroganz kaum zu übertreffenden Mörder fast davon kommen.Ein Wiedersehen mit den Kommissaren Flügel und Gröllich aus Jo Arnolds Bergstraßen-Krimi Limesblut.
Autorenportrait
1968 in Mannheim geboren, studierte Jo Arnold zwischen 1989 und 1994 amerikanische und spanische Literatur sowie Sprachwissenschaften und Wirtschaft in Giessen. Nach dem Umzug in die USA 1995 folgte ein Masterabschluss in BWL an einer Universität bei Detroit/ Michigan und eine Stelle in einer Werbe- und Promotionagentur in Detroit.1997 hat sie in den USA geheiratet, anschließend kam die Rücksiedlung nach Deutschland. Danach kam der Sprung in die Selbstständigkeit mit einer eigenen Agentur und parallel Unterrichtserteilung an einer Schule für Erwachsenenbildung. 2002 und 2004 Geburt der beiden Söhne und Rückzug ins Privatleben. Seit 2007 unterrichtet Jo Arnold Englisch, Spanisch und Politik& Wirtschaft an einem Gymnasium im Odenwald, wo sie mit ihrer Familie auch lebt.
Leseprobe
27. September «Schaffen Sie das in Ihrem Zustand?», fragte die junge Frau besorgt.«Karmani, ich sag es Ihnen jetzt zum x-ten mal: Ich bin schwanger, nicht todkrank! Ich werde noch zwei Monate mit Ihnen arbeiten. Ich werde rund werden, ich werde leichter außer Atem kommen, aber ich werde arbeiten, ist das jetzt klar?» Vera Gröllich blickte an dem 20 Meter hohen Turm hinauf. «Es wird dem Baby gut tun, wenn ich da hoch steige. Sauerstoff fürs Hirn.»Sabine Karmani druckste herum. «Das wird ihrem Mann aber nicht recht sein. Das sind doch mindestens 15 Meter da nach oben.»Vera Gröllichs Gesicht nahm einen roten Ton an. Sie zeigte auf eine Infotafel neben dem Treppenaufgang. «Es sind zwanzig. Der Höhenunterschied bringt mich bestimmt nicht um. Wenn mein Mann das nächste Mal anruft, richten Sie ihm einen schönen Gruß von mir aus und sagen ihm, wenn er die Geburt seines Kindes noch erleben möchte, soll er aufhören uns zu nerven!»«Aber er ist doch Hauptkommissar. Das kann ich nicht.»Vera Gröllich wurde laut. «Und ich habe meine polizeiliche Autorität verloren in dem Moment, in dem ich mich habe schwängern lassen, oder was?»«Aber nein!», stotterte die junge Kommissarin. «Aber ich fühle mich für Sie verantwortlich, irgendwie.»«Das müssen Sie nicht, okay.? Hören Sie auf, sich wie meine Mutter aufzuführen. Schließlich sind Sie fünf Jahre jünger als ich!»Sabine Karmani wurde rot.Vera Gröllich schnaubte. «Lassen Sie uns unseren Toten ansehen, bevor ihn die Odenwälder Krähen fressen!»Tatsächlich hatten sich mehrere der schwarzen Vögel auf dem Burgfried niedergelassen und beäugten die beiden Beamtinnen interessiert. Die zwei Frauen begannen den Aufstieg. Sabine Karmani ließ Oberkommissarin Gröllich den Vortritt.«Nur für den Fall, dass Sie stolpern und fallen.»Vera knurrte. «Und Sie Püppchen wollen mich dann auffangen?»Sie erklommen die Schlossburgmauer über die neue Außentreppe. Obwohl es nur fünf Meter nach oben ging, kam Vera außer Atem. Auf der Burgmauer angekommen, atmete sie mehrmals kräftig durch. Sie sah nach oben. Der Turm war nochmals 15 Meter hoch. Veras Blick wanderte die raue Granitsteinwand empor. Ganz oben sah sie mehrere Forensiker in weißen Overalls. Einer leinte sich gerade an, um auf das Dach des Turmes zu klettern. Es erinnerte anAstronauten auf einer Weltraumstation. In ihrem Rücken sagte Kommissarin Karmani: «Mal sehen ob welche von meinen alten Kollegen dabei sind.»Vera Gröllich nickte nur. Sie wollte nicht, dass die junge Kollegin mitbekam, dass sie jetzt schon keine Puste mehr hatte. Sie straffte sich und strebte auf die Türöffnung zu, die in den Turm führte. Die Wände waren dick. Zwei Meter schätzte Vera. Die Treppe im Innern war ausgetreten und die Stufen waren ungleichmäßig hoch. Sie hielt sich an dem groben Eisengeländer fest und begann zu steigen. Es war dunkel und kalt. Vera kam am ersten kleinen Fenster vorbei, das mehr an eine Schießscharte erinnerte. Es ließ nur spärlich Licht herein. Vera bekam Seitenstechen. Vielleicht war die ganze Turmkletterei doch keine so gute Idee gewesen. Sie nahm Stufe für Stufe der engen Wendeltreppe und konzentrierte sich aufs Atmen. Hinter sich hörte sie Karmani. Ihre Schritte schienen leicht und federnd. Vera hatte das Gefühl dahinzuschlurfen und dabei wie ein Traktor zu schnaufen.Wie soll das erst in ein paar Wochen werden?, dachte sie. Ich bin doch erst Ende sechster Monat.Über sich hörte sie Stimmen. Sie seufzte erleichtert. Die letzten paar Meter schleppte sie sich mit schmerzenden Oberschenkeln hinauf. Sie kam an einem weiteren kleinen Fenster vorbei und sah hinaus auf den Schlosshof. Uneben, mit Kopfsteinpflaster belegt. Sie erreichte das Turmzimmer. Eine Luke kündete vom Ende der Treppe. Vera kletterte hindurch. Vier Gesichter sahen sie an.«Frau Oberkommissarin Gröllich, schön Sie zu sehen!», sagte einer der Männer in Ganzkörperanzügen.Vera winkte nur und versuchte zu Atem zu kommen. Sabine Karmani steckte hinter ihr den Kopf durch die Luke. «Hallo!», hauchte sie.Vera stellte befriedigt fest, dass auch ihre junge Kollegin schwerer atmete als vor d zugenommen. Sie fühlte sich schwammig und konstant müde. Wenn sie in den Spiegel blickte, sah sie eine aus dem Leim gehende Hausfrau. Wenn sie ehrlich war, hatte sie panische Angst vor dem Leben, das in einem knappen viertel Jahr auf sie wartete. Mutterschutz, Baby und Erziehungsurlaub. Vera bekam eine Gänsehaut. Sie zwang die unangenehmen Gedanken beiseite. Sie war mitten in einer Ermittlung. Vera nahm sich vor, ab jetzt freundlich zu Karmani zu sein. Was konnte sie dafür, dass sich Vera selbst nicht grün war.Wenigstens hatte die Begrüßungszeremonie Vera Zeit gegeben ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.«Wo auf dem Dach ist der Tote genau?», fragte sie. Die Runde um Karmani löste sich auf. Ein Forensiker mit einem Seilende in der Hand betrachtete es, als sähe er es zum ersten Mal. Dann ging er schnellen Schrittes zu einem der Fenster und lehnte sich weit hinaus.«Hey, Harry, alles klar da oben?», rief er.Gedämpft von über sich hörte Vera. «Yip, aber von dem Typen hier oben ist nicht viel übrig. Wir werden einen Heli brauchen, um den hier runter zu kriegen.»Karmani kam zu Vera hinüber. «Wenn Sie es erlauben gehe ich aufs Dach und sehe mir das mal an.»Vera sah Karmani überrascht an. «Trauen Sie sich das zu?»Karmani nickte. Vera nickte zurück.Einer der Forensiker half Sabine Karmani in ein Geschirr und verzurrte es. «Immer noch die alte Draufgängerin, was?»Vera beobachtete das Ganze mit gemischten Gefühlen. Sie war beeindruckt von Karmanis Mut und der Art, wie ihre ehemaligen Kollegen ihr mit offensichtlichem Respekt begegneten. Gleichzeitig machte Vera sich Sorgen, dass sich die junge Kommissarin überschätzte und sie sich das Genick brach. Vera sah zu, wie sich Karmani, mit einer Kamera um den Hals, rückwärts durch eines der Fenster schob. Sie saß da, wie ein Taucher auf dem Außenrand eines Bootes, bevor er sich nach hinten fallen lässt. Aber statt zu fallen, stand Karmani in dem engen Fensterrahmen auf, sodass nur noch ihr Unterleib zu sehen war, und verschwand nach oben. Kurz darauf hörte Vera, wie sich Harry auf dem Dach freundlich mit Karmani unterhielt. Dann wurde der Tonfall ernster.
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