Beschreibung
Schamgefühle sind im beruflichen Alltag von Pflegenden allgegenwärtig. Schambehaftete Erlebnisse werden allenfalls hinter vorgehaltener Hand erzählt. Wird etwas gemeinhin Verborgenes an die Öffentlichkeit gebracht, ist das oft beschämend. Unser Unbewusstes schützt unser seelisches Gleichgewicht, indem die Scham durch etwas anderes ersetzt wird: die Abwehr. Diese dient in der Pflege oft dazu, arbeitsfähig zu bleiben. Das dauerhafte Verdrängen, Verschweigen oder Bagatellisieren schambesetzter Situationen bedeutet aberauch den Verlust der positiven Funktion der Scham. Denn diese schmerzhafte Emotion hilft uns, Pflegebeziehungen wie unser soziales Zusammenleben insgesamt würdevoll zu gestalten.In diesem Buch verschafft Ursula Immenschuh unerhörten Schamgeschichten aus dem Pflegealltag Gehör und macht dabei sichtbar, wie nah Scham, Würde und Verantwortung beieinanderliegen.
Autorenportrait
Dr. Ursula Immenschuh, geb. 1964, ist seit 2004 Professorin für Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft an der Katholischen Hochschule in Freiburg. Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin und hat von 1981 bis 1995 in unterschiedlichen Bereichen der Pflege gearbeitet.Seit 1999 ist sie als Dozentin in unterschiedlichen Fort- und Weiterbildungen der professionellen Pflege sowie in der hochschulischen Bildung für Pflege- und Gesundheitsfachkräfte tätig.
Inhalt
InhaltsverzeichnisVorwort und Dank 9Einleitung 11Teil eins: Das Vorgehen und der Forschungsgegenstand 13191 Grundlegendes 211.1 Berufskultur in der Pflege 211.2 Ethnopsychoanalyse 231.3 Gruppensupervision als Forschungsmethode 251.4 Verschränkung von Datensammlung und -interpretation und die Bedeutung der Gegenübertragung 261.5 Ethnopsychoanalytische Forschung meine Subjektivität als Forscherin 281.5.1 Abhängigkeit und Angst 301.5.2 Abwehr von Angst Rauchen 311.5.3 Alleinsein und Trauer 331.6 Die Gruppenzusammensetzung und Beschreibung der Arbeitsweise 341.6.1 Gruppe eins bekannt, sektorenübergreifendund supervisionserfahren 351.6.2 Gruppe zwei zusammengewürfelt,aus unterschiedlichen Bereichen der Pflege 362 Beschreibung "des Materials" 372.1 Gruppe eins 372.1.1 Erste Sitzung: "Macht Scham einsam?" und"Wäre das Leben nicht leichter ohne Scham?" 372.1.2 Zweite Sitzung: "Scham, die eigentlich keine Geschichten erzählen mag". Unverschämt und überdrüssig 412.1.3 Dritte Sitzung: "Dass wir da etwas schuldig bleiben" oder "so viel Not überall" 452.2 Gruppe zwei 482.2.1 Erste Sitzung: "Stell dich nicht so an [] sei nicht so verklemmt!" 482.2.2 Zweite Sitzung: Von unverfänglich bis "Scham ist geballt im Raum" 522.2.3 Dritte Sitzung: "Die Schamlawine war nötig" 572.3 Die Arbeit in den Gruppen eine zusammenfassende Betrachtung 62Teil zwei: Was im Material enthalten ist 57 673 Einblicke in das tabuisierte Gefühlund die Ausweichbewegungen 693.1 Im Schamraum 693.1.1 Scham 69 kann jederzeit akut werden 70 ist ein Hinweis auf unser Innerstes 70 ist schwer zu fassen und unberechenbar 71 kann man (kurzfristig) entrinnen 71 hat viele Facetten 72 ist körperlich-leiblich 73 ist wie ein Sammelbecken 73 hält ihre Geschenke bereit 743.2 Funktionieren oder Gefühle zulassen? 753.2.1 Nichtfühlen als notwendige Abwehr 773.2.2 Funktionieren 803.2.3 Verbotene Lust 813.3 Verschiedene Ebenen der (Scham-)Abwehr:von intra- zu interpersonell und institutionell 843.4 Abwehrvorgänge in der Altenhilfeals Abbild gesellschaftlicher Abwehr 873.5 Sozialethische Überlegungen zur Ausgrenzungvon Unkontrollierbarkeit 903.6 Zulassen von Gefühlen oder Funktionieren als Berufskultur der Pflege 923.7 Zusammenhang von individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Abwehr und Scham 954 Der schwarze Peter der Verantwortung 994.1 Verantwortungschaos als Teil der Pflegekultur 1004.1.1 Verantwortung 1014.1.2 Verantwortung-Gegenüber 1024.2 Der Konflikt in der Verantwortung 1044.3 Etwas schuldig bleiben oder was soll man tun? 1054.4 Schuld und Scham 1074.5 Zur eigenen Scham stehen braucht Verantwortung-Gegenüber 1094.6 Denken, fühlen, beratschlagen und bewusst werden 1135 Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse 115Teil drei: Was im Material nicht enthalten ist oder:das Unerhörte 1216 Es fehlt: die Würde 1236.1 Es fehlen: Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität 127Die Anerkennung 128Der Schutz 130Die Zugehörigkeit 133Die Integrität 1356.2 Die Würde im Zusammenhang mit der Scham 1376.3 "Satt und sauber war unter meiner Würde 1396.4 Würdeverletzungen sind alltäglich 1436.5 Gewalt und zum Schweigen gebrachte Scham 1456.6 Das Unsägliche oder die Hauptfunktion der Scham der Schutz 1476.7 Gewalt und die Bedeutung von Scham, Schuld und Verantwortung 1517 Und schließlich: Sexualität, Erotik und Scham 1557.1 Sexuelle Bedürfnisse als schützenswertes Gut des Menschseins 1567.2 Körperscham und persönliche Schamneigung als Voraussetzung für professionellen Umgang mit Sexualität, Erotik und Scham 1577.3 Das ganz normale Leben 160
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