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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783863001957
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 S., 0.99 MB
Auflage: 1. Auflage 2015
E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Richard Rosen setzt den Reigen seiner Jungsgeschichten, den er mit "Sommerhitze" begonnen hat, mit weiteren aufregenden Begegnungen fort: Bastian schlendert neugierig über das Zirkusgelände und sinkt wenig später in die kräftigen Artistenarme der Flying Ghiradellis, Marvin ist ganz versessen auf den Schnurrbart des türkischen Gemüsehändlers, Sören entdeckt auf dem staubigen Dachboden das Geheimnis von Herrn Ridder, und Christoph macht nachts im Garten eine verheißungsvolle Bekanntschaft. Wieder gelingt es dem Autor, die Begeisterung seiner jungen Helden über im Grunde ganz einfache Genüsse überaus sinnlich zu inszenieren.

Leseprobe

Von allein wäre Marvin wohl kaum auf den Gedanken gekommen, Herrn Öztürk zu küssen. Aber manchmal bringen uns andere auf tolle Ideen, ohne selbst etwas davon zu merken. In diesem Fall war das Vera. Marvin hörte ihr zu, in der Küche - und da wusste er plötzlich, was er wollte. "Aber dieser Schnurrbart", kicherte Vera, "der kratzt doch bestimmt furchtbar beim Küssen. Das wär ja nichts für mich!"Marvin stand neben dem Küchentisch und wollte seine Mutter eigentlich nur kurz etwas fragen. Aber es war immer schwierig, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ganz besonders, wenn ihre Freundin Vera da war. Meistens redeten die beiden Frauen über Männer. Sie zogen über die Männer her, die sie kannten oder gekannt hatten (besonders über Marvins Vater). Über Männer, die sie nicht kannten, sprachen sie anders - mit aufgeregten, leisen Stimmen und mit leuchtenden Augen. Ganz besonders strahlten sie, wenn sie über Männer redeten, die ganz weit weg und ganz unerreichbar waren - Brad Pitt zum Beispiel oder auch George Clooney. Herr Öztürk war der einzige Mann, über den sie sich so aufgeregt unterhielten, obwohl sie ihn kannten. Er sah ja auch wirklich sehr gut aus. Marvin war da ganz ihrer Meinung. Herr Öztürk war schön. Anders konnte man das nicht nennen.Vera begann auch gleich, noch einmal die Liste abzuarbeiten, die Marvin schon so oft gehört hatte, dass er sie singen konnte. "Diese Schultern!", seufzte sie, "Sind die nicht unglaublich?" - und Marvins Mutter machte sofort weiter: "Diese Augen! Irgendwie kitzeln sie mich, wenn er mich anguckt! Und dieses Lächeln!"Den Rest hörte Marvin nicht mehr. Er wollte ja nicht zu spät kommen. Denn Herr Öztürk machte immer nur eine Stunde Mittagspause. Und seit ein paar Tagen leistete ihm Marvin dabei Gesellschaft.

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