Exposés zur materialistischen Kritik der Erkenntnis
Positano - Luzern - Paris - Birmingham. 1926-1951, Alfred Sohn-Rethel 3, Werkaus
Grivaux, Agnès / Schlaudt u a, Oliver
Erscheint am
01.02.2025
Beschreibung
Der dritte Band der Werkausgabe Alfred Sohn-Rethels, mit denen die Schriften abgeschlossen werden, enthält die sogenannten Exposés: angefangen mit dem auf Capri entstandenen frühen Positano-Exposé von 1926 bis hin zum ersten englischen Entwurf von Intellectual and Manual Labour von 1951. In der ihm eigenen Textgattung des Exposés ringt Sohn-Rethel um einen kritischen Standpunkt in Philosophie und Gesellschaftstheorie. Anders als etwa bei seinen temporären Weggefährten des Frankfurter Instituts für Sozialforschung stehen bei ihm Naturwissenschaft und Ökonomie als wesentliche Bestandteile der industriellen Moderne im Vordergrund seiner kritischen Untersuchungen. In seinen Bemühungen reagiert Sohn-Rethel auf wichtige intellektuelle und politische Strömungen und Ereignisse seiner Zeit: Neukantianismus und Neopositivismus in der Philosophie, die Ausbildung der Grenznutzenschule, die sozialistische Planungsdebatte und die Formalismus-Substantivismus-Debatte in der Wirtschaftswissenschaft, auf der politischen Ebene endlich die 'objektive Möglichkeit' des Sozialismus sowie die sich stattdessen einstellende Wirklichkeit des Nazifaschismus. Die zu großen Teilen hier erstmals veröffentlichten Exposés ergänzen zwar die teils zu Lebzeiten veröffentlichten Schriften Sohn-Rethels, zeichnen aber nicht nur die bloße Vorgeschichte der späteren Veröffentlichungen nach, mit denen der Autor bekannt geworden ist, sondern zeigen ebenso ein ganz anderes Anliegen: Sohn-Rethels Versuch - auf dem Höhepunkt des eigenen Schaffens, aber unter äußerst widrigen Umständen von Flucht und Exil - die Fäden seines Denkens in einer Synthese von kritischer Erkenntnistheorie, Ökonomiekritik und politischer Faschismustheorie zusammenzuführen. In diesem Licht erscheinen die späteren Bücher als Bruchstücke eines sehr viel umfangreicheren Projekts, dem die Zeit nicht gewogen war.