Beschreibung
Schon zu Lebzeiten wurden Richard Strauss und Thomas Mann als Chronisten einer zu Ende gehenden bürgerlichen Kultur gleichermaßen gefeiert und kritisiert, bejubelt und angefeindet. Vieles hat die beiden Ausnahmekünstler getrennt, einiges vereinte sie. Ihrer Bedeutung als Repräsentanten ihrer Zeit und ihrer Kunst waren sich indessen beide früh bewusst. Ihr persönlicher Umgang mit dieser allseitig bestätigten Erkenntnis war dabei ebenso unterschiedlich wie ihre Lebensart und -einstellung, was sich am deutlichsten und zugleich tragischsten in ihrer politischen Haltung zum Nationalsozialismus offenbart. Angesichts der überschaubaren gesellschaftlichen Verhältnisse in München und Berlin überrascht es, dass sich beide kaum begegnet sein sollen. Dabei hat Thomas Mann, trotz aller Skepsis gegenüber dem Charakter von Richard Strauss, dessen Musik durchaus geschätzt, den Komponisten sogar als "Sonntagskind" bezeichnet. Neben dem Verfehlen im gesellschaftlichen Miteinander gilt es, ein Treffen im Werk zu entdecken, auch die Beziehungen anderer Mitglieder der Familie Mann- Pringsheim zu Richard Strauss zu beleuchten. Am Ende bringt vielleicht die Volksballade von den beiden "Königskindern", die nicht "beisammen" kommen konnten, eine gesellschaftliche Nicht-Beziehung auf den poetischen Punkt, beschreibt die Facette einer Beziehung, der Austausch und persönliche Begegnung trotz gegenseitiger Sympathie bedauerlicherweise immer wieder verwehrt blieb.