Beschreibung
Von der Existenz des Waldhofes Carinhall in der Schorfheide, etwa 65 Kilometer nördlich von Berlin, zeugt bis auf zwei Torhäuser nichts mehr. Gerüchte über den einstigen Prunk und geheime unterirdische Anlagen voller Kunstschätze, ein verklärendes Bild vom »guten Hermann« nähren jedoch den Mythos Carinhall. Längst ist der Ort zu einer dubiosen Wallfahrtsstätte geworden.
Als »Zweiter Mann« nach Hitler und Preußischer Ministerpräsident übernahm Göring bereitwillig die Repräsentation des Staates auf persönlicher Ebene, die Hitler nicht mochte. Hierfür ließ er sich – aus den teuersten Materialien und mit staatlichen Mitteln finanziert – seine Residenz Carinhall errichten, die durch die Erweiterungsbauten 1936/37 und 1939/40 zunehmend pompöser wurde. Hier traf er das diplomatische Corps, empfing zahlreiche Staatsgäste und verhandelte über die Geschicke Europas. Nach dem Zerwürfnis mit Hitler kompensierte Göring den Verlust seiner politischen Macht durch eine regelrechte Sammelwut und häufte in Carinhall wahllos Kunstschätze an. Kurz vor dem Einrücken der Roten Armee wurde der Waldhof Carinhall 1945 von deutschen Soldaten gesprengt, das Gelände in der Nachkriegszeit eingeebnet.
Autorenportrait
Volker Knopf: Jahrgang 1949; seit über 40 Jahren Forschungs- und Archivtätigkeit zu den Themenkomplexen »Widerstand gegen den Nationalsozialismus«, »Wolfsschanze«, »Carinhall« und »Reichsjägerhof Rominten«; Freier Mitarbeiter der BBC London für mehrere TV-Produktionen zur NS-Zeit und bei der Produktion des ZDF-Mehrteilers »Göring – Eine Karriere« (2005); Fachautor für die ARD-Reihe »Geheimnisvolle Orte« (2014); zahlreiche Veröffentlichungen, u.a.: »Hermann Görings Waldhof Carinhall« (1997), »Hermann Görings Jagdhaus Darß« (2002), »Jagdhaus Schorfheide – Das Blockhaus der Reichspräsidenten« (2007), seit 2012 mehrere Beiträge zur Schriftenreihe »Drittes Reich in Dokumenten«, Braunschweig.
Stefan Martens: Jahrgang 1954, Studium der Geschichte und Philosophie in Frankfurt/Main und Münster/Westfalen; 1983 Promotion über Hermann Göring; danach wissenschaftlicher Mitarbeiter und seit 2002 Stellvertreter des Direktors des Deutschen Historischen Instituts in Paris. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zu den deutsch-französischen Beziehungen, der Stadt Paris und der Geschichte des Zweiten Weltkrieges, darunter: »Hermann Göring. Erster Paladin des Führers und Zweiter Mann im Reich«, Paderborn 1985, »Der Zweite Weltkrieg in Europa. Erfahrung und Erinnerung« (Mitherausgeber), Paderborn 2007, »Paris. Libéré, photographie, exposé – Freed, Photographed, Exhibited – Befreit, fotografiert, ausgestellt«, Paris 2014, »Geschichte Frankreichs« (Mitautor), Stuttgart 2014.
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