Beschreibung
Das Lesenlernen im Nationalsozialismus wird aufgrund einer vordergründig stilisierten Fibel-Idylle des 'unschuldigen Kindes' gemeinhin in der Bedeutung für die 'völkische Erziehung' unterschätzt. Die Rekonstruktion des komplexen kontextuellen Bedingungszusammenhangs der Fibel-Gestaltung und -Produktion im 'Dritten Reich' zeigt, dass dem Lesenlernen eine wesentliche Funktion bei der ideologischen Formierung des 'deutschen Kindes' zukam. Diese folgte konzeptionell dem Prinzip der kindgemäßen Vermittlung einer fraglosen Anerkennung der 'Volksgemeinschaft' als positiv erlebbare Zugehörigkeitsordnung, verbunden mit der Vorbereitung und Anbahnung gewaltförmigen Handelns.
Autorenportrait
Kristin Straube-Heinze (Dr. phil.) forschte an der Universität Augsburg und der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd zu den Bereichen Wissenschaftsgeschichte der Erziehungswissenschaft, Erziehungs- und Bildungstheorie sowie Pädagogische Anthropologie. Carsten Heinze (Prof. Dr. phil.), geb. 1969, ist Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Technischen Universität Dresden. Seine Forschungsschwerpunkte sind Theorie und Geschichte von Erziehung und Bildung, Wissenschaftsgeschichte der Erziehungswissenschaft, Historische Kindheitsforschung, Bildungsmedienforschung sowie Gewalt und Verletzlichkeit.