Beschreibung
Eine Biographie von Günter Eich, dessen Hörspiele und Gedichte die Nachkriegsliteratur auf einzigartige Weise geprägt haben, fehlt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte Eich einige Jahre im niederbayerischen Geisenhausen, wohin es ihn 1944 als Soldat verschlagen hatte und er als entlassener Kriegsgefangener 1945 zurückgekehrt war. Roland Berbig erzählt von diesem vielleicht entscheidenden Lebenskapitel des Dichters aus weitgehend unbekannten Quellen.Im Hause der regional und religiös tief verwurzelten Familie Schmid fand Eich aus seiner persönlichen und literarischen Existenzkrise heraus. Er lernte wieder leben - und wurde mit allen Folgen, die der Krieg und das NS-Regime verursacht hatten, konfrontiert: mit den Vorschriften der Besatzer, den Flüchtlingsströmen, mit entlassenen KZ-Häftlingen. Scheinbar vom Rande der Welt blickte er in deren verstörende Mitte und fand die poetische Sprache, dies zu beschreiben. Beinahe alle Hörtexte, die in Geisenhausen entstanden, tragen Spuren dieser Welt in sich (etwa 'Die Andere und ich' und die legendären 'Träume').'Geisenhausen', so Ilse Aichinger, seit 1953 Eichs Frau, 'ist für mich eine der eigentlichen Begründungen meiner Existenz.'
Autorenportrait
Günter Eich (1907-1972) gilt als Schöpfer des poetischen Hörspiels. Seine Gedichte und Hörspiele prägten einzigartig die deutsche Nachkriegsliteratur. Zu Eichs bekanntesten Werken zählen die Gedichte 'Inventur' und 'Latrine', das Hörspiel 'Träume' sowie die Prosasammlung 'Maulwürfe'.Der AutorRoland Berbig, geb. 1954, Professor für Neuere deutsche Literatur an der HU Berlin; stellvertretender Vorsitzender der Theodor Fontane Gesellschaft; Mitherausgeber der Zeitschrift 'Berliner Hefte zur Geschichte des literarischen Lebens'. Veröffentlichungen u. a.: Margret Boveri und Ernst Jünger. Briefwechsel aus den Jahren 1946 bis 1973 (Mithg., 2008); Ilse Aichinger. TEXT + KRITIK (Gastredaktion, 2007).