Beschreibung
Inhaltsangabe:Einleitung:Der Chiapas-Konflikt (1994-1999) ist angeblich der erste Konflikt, in dem Revolutionäre das Internet einsetzten und aufgrund der Eigenarten des neuen Mediums eine signifikante Politikänderung seitens der Regierung erreichten. Rund 400 spärlich bewaffnete Guerilleros hatten am ersten Januar 1994 der mexikanischen Regierung den Krieg erklärt. Die schickte zunächst 12.000 mit modernen Waffen ausgerüstete Soldaten nach Chiapas, die die zapatistische Revolte niederschlagen sollten. Zwölf Tage dauerte der Krieg. Obwohl die Zapatisten eindeutig militärisch unterlegen waren, erklärte die mexikanische Regierung einen einseitigen Waffenstillstand und bot Verhandlungen an. Im Februar 1995 passierte etwas Ähnliches noch einmal: Die Regierung brach den Waffenstillstand, lenkte aber nach fünf Tagen wieder ein und begann erneut Verhandlungen mit den Zapatisten, die 1996 in ein gemeinsames Friedensabkommen mündeten.Warum hat die mexikanische Regierung zweimal eingelenkt, obwohl sie militärisch überlegen war und den Aufstand leicht hätte niederschlagen können? Militärstrategen argumentieren, der Chiapas-Aufstand sei der Prototyp für einen neuen, den Staat gefährdenden Konflikttyp des Informationszeitalters. Traditionelle militärische Parameter wie etwa Truppenstärke seien in dieser Art des Konflikts zwar noch wichtig, gekämpft werde aber zunehmend auch im virtuellen Gebiet des Cyberspace. Die von einem Militärgürtel eingekreisten Zapatisten hätten mit Hilfe des neuen Mediums Internet internationale Sympathie für ihr Anliegen geweckt, weltweite Unterstützung mobilisiert und mit neuartigen Cyberkriegsstrategien wie Fax- oder E-Mail-Kampagnen gegen die Regierung gekämpft.Neben Militärstrategen führen Journalisten und Online-Aktivisten eine Debatte, die davon ausgeht, das neue Medium Internet beeinflusse den Charakter von revolutionären Konflikten. Als Beleg für diese These wird fast immer der Chiapas-Konflikt angeführt. Doch das Forschungsfeld ist jung, und bislang fehlen die empirischen Grundlagen und differenzierten Hypothesen, um generelle Aussagen darüber treffen zu können, auf welche Weise der Einsatz des Internet Konfliktabläufe beeinflusst. Die vorliegende Untersuchung füllt einen Teil der Forschungslücke. Anhand des angeblichen Prototyps für einen neuartigen Internet-Konflikt hinterfragt sie mit der Methode der heuristischen Fallstudie, ob eine neue, für die Regierung bedrohliche Konfliktform entstanden ist. Hat das Internet []
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