Beschreibung
Die Wende markiert den Beginn einer intensiven Auseinandersetzung mit intrakultureller Fremdheit, die den Verstehensbemühungen zwischen Menschen gleicher Sprache und Nationalität geschuldet ist, welche in verschiedenen politischen Systemen gelebt hatten und durch unterschiedliche Lebensvorstellungen und Ideen geprägt worden waren. Fremd waren plötzlich nicht mehr vor allem jene Fremde, die in fernen Ländern aufgewachsen, in einer fremden Sprache und anderen kulturellen Kontexten sozialisiert worden waren, sondern auch die Deutschen sich selbst. Denn die politischen Eruptionen und sozialen Verschiebungen, die sich der Aufhebung der deutsch-deutschen Grenze verdankten, riefen nicht nur Hoffnungen und Ängste hervor, sondern weckten auch das Bedürfnis, die in der doppelten Bedeutung des Wortes geteilte Geschichte zu rekonstruieren wie auch zugleich den Beginn eines neuen Zusammenlebens zu gestalten. Vor diesem Hintergrund gehen die Beiträge des Bandes den unterschiedlichen Spielformen, ästhetischen Mustern und Inszenierungsstrategien deutsch-deutscher Fremdheit in Literatur, Film und auf dem Theater seit 1989 nach.
Autorenportrait
Ortrud Gutjahr, geboren 1954, ist Professorin für Neuere deutsche Literatur und Interkulturelle Literaturwissenschaft an der Universität Hamburg.
Inhalt
O. Gutjahr: Intrakulturelle Fremdheit, was ist das? Einleitung – J. Hörisch: Was bleibt? Erinnerungen an eine heftige Auseinandersetzung mit Stephan Hermlin – O. Gutjahr: ,Ossis‘, ,Wessis‘ und andere ,Kanaken‘ Inszenierungsformen intra- und interkultureller Fremdheit nach der Wende – A.-R. Meyer: Wenn der eiserne Vorhang fällt. Deutsch-deutsche Lyrik vor und nach der Wiedervereinigung – P. M. Lützeler: Fort aus dem Osten? Zurück in den Osten? Wende-Romane von Angela Krauß und Peter Schneider – A. Lewis: Vom Traum zum Trauma. Die Liebe und die „Ehe“ zwischen Ost und Westin Monika Marons Animal Triste – A. Muhi: Zwischen Ostalgie und West-Euphorie. Identitätssuche in Romanen von Kerstin Hensel und Jens Sparschuh – S. Hermes: Die wiedervereinigte Provinz. Zu Jürgen Beckers Aus der Geschichte der Trennungen und Ingo Schulzes Simple Storys – D. Hempel: Die Lage der Nation als Bettgeschichte. Michael Kumpfmüllers Roman Hampels Fluchten – G. Dürbeck: Fremde Heimat. Ost-West-/West-Ost-Grenzgänger in der Harvest-Trilogie von Fritz Kater – C. Künzel: Kleopatra im Plattenbau. Gisela Elsners Blick auf die Wende und Oskar Roehlers Film Die Unberührbare – R. Schnell: Scherz, Satire, Ironie – und tiefere Bedeutung? Intrakulturalität und Intertextualität in deutschen Filmkomödien nach 1989 – K. Hickethier: „Happy End mit Spreewälder Gurken!“ Deutsch-deutsche Film- und Fernsehkomödien vor und nach der Wende – W. ,Wara‘ Wende: Das ,andere‘ Leben im ,anderen‘ Deutschland. DDR-Alltag, Wende und Nachwendezeit im medialen Diskurs der Zeit zwischen 1989 und 2007 unter besonderer Berücksichtigung des Films Das Leben der Anderen – Auswahlbibliographie: Literatur und Film nach der Wende – Zu den Autorinnen und Autoren