Beschreibung
Die Arbeit klärt Entstehungsbedingungen und inhaltlich-ästhetische Ausformungen der modernen nach- bzw. gegennaturalistischen Dramatik um 1900 im Zusammenhang mit der Modernitätsdiskussion und den Sexualdiskursen der Zeit. Sie konzentriert sich auf Autoren, deren Stücke in besonders markanter Weise auf die Fragen der moralischen Normen und der Sexualität bezogen sind (Wedekind, Lautensack, Thoma, Przybyszewski, Sternheim, Panizza) und die zugleich für die Theatermodeme charakteristische Ansprüche auf formale wie inhaltliche Erneuerung formulieren; dies insbesondere in Auseinandersetzung mit den zentralen moralphilosophischen, psychologischen und sexualwissenschaflichen Positionen seit dem späten 19. Jahrhundert. Durch den verschiedene Diskursebenen in Beziehung setzenden Ansatz der Arbeit wird die bisherige, einzelne Autoren und innerdramatische Elemente häufig isolierende Betrachtungsweise überwunden. Durchsichtig werden so Tragweite und Grenzen einer modernistischen deutschen Dramatik, die den Anschluß an die avancierten Modernitätsdiskurse der Zeit sucht und dadurch zugleich notwendig in Kollision mit den konservativen normsetzenden staatlichen sowie literaturkritischen Autoritäten gerät.