Beschreibung
Im Schulalltag geraten Lehrer:innen häufig in moralische Konfliktsituationen, in denen sie Entscheidungen treffen müssen. Dieses Buch soll dabei helfen, sich mit solchen Konflikten auseinanderzusetzen. Es werden sechs Fallgeschichten vorgestellt, in denen Lehrer:innen jeweils zu einer Entscheidung gezwungen sind. Dabei stehen ihnen aber widersprüchliche moralische Standpunkte gegenüber. In den Fallgeschichten geht es um die Versetzung einer Schülerin, eine Empfehlung für die Förderschule, einen Schulverweis, das Vertrauensverhältnis zu Schüler:innen, eine Zugangsquote für benachteiligte Schüler:innen und eine verpflichtende Klassenfahrt. Die Fallgeschichten werden von jeweils fünf Expert:innen ausführlich kommentiert, die aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft und Schulpraxis kommen und die Konflikte aus je unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Das Buch ermöglicht eine systematische Reflexion moralischer Konflikte des Schulalltags, um die eigene Urteilsfähigkeit zu schärfen. Es richtet sich an Lehramtsstudierende und kann in Seminaren, aber auch in der Weiterbildung eingesetzt werden.
Autorenportrait
Frau Dr. Ricarda Rübben ist Akademische Rätin am Lehrstuhl für Schulpädagogik, Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Inhalt
Ricarda Rübben und Matthias Trautmann
Einführung: Fallgeschichten und Kommentare als Gelegenheiten zur moralischen Urteilsbildung 9
Kapitel 1 : Eine Ehrenrunde drehen? 21
Hans Brügelmann
„Ehrenrunden“ – oder doch eher Sackgassen? 26
Simone Fleischmann
Im Zweifel für das Kindeswohl 33
Johannes Baumann
Das System erzwingt Entscheidungen mit Bauchweh 39
Stefanie Pagel und Markus Tiedemann
Gleichberechtigte Berücksichtigung des und der Verschiedenen 45
Michael Zutavern
Zwischen Fürsorge und Gerechtigkeit – ein Dilemma der Notengebung? 52
Kapitel 2 : Regelschule oder Förderschule? 61
Conny Melzer und Christian Eichfeld
Prävention, nicht Eskalation 66
Bernd Ahrbeck
„Wenn Lehrkräfte nicht wissen, was sie tun“ 75
Andreas Vitt
Zwischen allen Stühlen 81
Katja Stoppenbrink
Was will Merve? Ein Plädoyer für Multiperspektivität und Multiprofessionalität 88
Ewald Kiel und Sabine Weiß
Gemeinsam geht nicht immer! 96
Kapitel 3 : Soll Alexander noch eine Chance bekommen? 103
Wolfgang Melzer
Ein Schulverweis hilft niemandem! 107
Gerhard Brand
Woher soll die Veränderung kommen? 114
Adolf Bartz
Schüler:innen ernst und in Verantwortung nehmen 120
Eveline Gutzwiller-Helfenfinger
Es braucht professionelle Abklärungen 127
Sarah Forster-Heinzer und Thomas Kirchschläger
Was Alexander wirklich braucht: Fürsorge und Anerkennung 135
Kapitel 4 : Schweigen oder Offenbaren? 145
Annedore Prengel
Sieben Prinzipien einer Pädagogikethik
Ihre Bedeutung für pädagogisches Handeln 149
Maike Finnern
Lehrer:innen im Spannungsfeld von Nähe und Distanz 159
Anne Gröne und Martin Braun
Bäume sind wichtig, aber der ganze Wald ist es auch 162
Martin K W Schweer und Karin Siebertz-Reckzeh
Vertrauen als Ressource professionellen Handelns 169
Werner Helsper
Die Falle des Schweigeversprechens 176
Kapitel 5 : Quote oder Leistung? 185
Nils Berkemeyer
Über fragwürdige Alternativen und Schwierigkeiten mit gerechtigkeitstheoretischem Denken 189
Karim Fereidooni
Eine Quote muss von strukturellen Reformmaßnahmen flankiert werden 196
Ulrike Kramme
Öffnung und Entwicklung – das Albrecht-Dürer-Gymnasium macht sich auf den Weg 203
Susanne Boshammer
Warum die Quote (allein) nicht für mehr Gerechtigkeit sorgt 209
Johannes Giesinger
Inklusion am Gymnasium
Ist es gerechtfertigt, im Aufnahmeverfahren das Leistungskriterium außer Kraft zu setzen? 215
Kapitel 6 : Die verpflichtende Klassenfahrt 221
Gabriele Bellenberg und Christian Reintjes
Ethische Konflikte als Herausforderung für Lehrer:innenprofessionalität und Demokratie-Erziehung 226
Heinz-Peter Meidinger
Gibt es einen Ausweg aus der Zwickmühle? 233
Reiner Berg
Wertekonflikte im Klassenzimmer – Eltern kontra Schule 240
André Chapuis und Monika Betzler
Eine Metatheorie ethischen Entscheidens 247
Malte Brinkmann
Pädagogische Verantwortung als Praxis in ambiguosen Situationen 259
Ewald Terhart
(K)ein Abschlusskommentar 267