Beschreibung
Karl Jaspers gehört zu den Ziehvätern der Psychopathologie, einer der Grundlagenwissenschaften der Psychiatrie. In diesem Zusammenhang wird gemeinhin auf sein systematisches Lehrbuch verwiesen, die Allgemeine Psychopathologie von 1913. Die wesentlichen Züge seiner Methodologie und den Gegenstand der neuen Wissenschaft fixierte Jaspers jedoch schon in den hier versammelten Arbeiten, die zwischen 1909 und 1913 erschienen: Seine Kritik am dominanten Reduktionismus und an der damals noch jungen Psychoanalyse sind in diesen Texten bereits gültig formuliert, ebenso - und nicht zuletzt - die Dichotomie zwischen Erklären und Verstehen. Neben der Dissertation 'Heimweh und Verbrechen' enthält der vorliegende Band unter anderem den bahnbrechenden und wirkungsvollen Aufsatz 'Die phänomenologische Forschungsrichtung in der Psychiatrie' sowie die bis heute kontrovers diskutierte Abhandlung 'Kausale und verständliche Zusammenhänge zwischen Schicksal und Psychose bei der Dementia praecox (Schizophrenie)'. Der Kommentar verortet die einzelnen Beiträge sowohl im wissenschaftshistorischen als auch im werkgeschichtlichen Kontext.
Autorenportrait
Chantal Marazia, geboren 1978, studierte Philosophie und Wissenschaftsgeschichte in Italien, Frankreich und der Schweiz. Seit 2017 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.