Beschreibung
Johann Moritz Schwager (1738-1804), Landpfarrer in Jöllenbeck in der Grafschaft Ravensberg und "Volksaufklärer par excellence" (Reinhart Siegert), hatte mit dem Predigtbuch zur Beförderung bürgerlicher Glückseligkeit (Berlin, Stettin 1794, 21806) ein Muster politischer Homiletik im Spannungsfeld von Französischer Revolution und Wöllnerschem Religionsregime vorgelegt. Seine hier gesammelten Einzelpredigten und Predigtskizzen aus drei Jahrzehnten erschließen Neuland, wie Volksmedizin, Preußisches Landrecht oder philanthropinische Reformpädagogik. Neben gedruckter Predigtliteratur stehen handschriftliche Predigtskizzen für den Landmann im allsonntäglichen Gottesdienst, der program- matische Aufsatz Wie kann der gemeine Mann von der Wahrheit der christlichen Religion überzeugt werden? sowie Schwagers pfarramtliche Würdigung in der Gedächtniß Predigt seines Schwiegersohns Hermann Henrich Rot[h]ert (1761-1819), deren einziges Exemplar sich in Privatbesitz befindet. "Als Prediger hatte er eine äusserst faßliche, kernichte, ganz auf unkultivirte Landleute berechnete Predigtmanier, die aus mehrern Predigt-Magazinen und aus seinem ,Predigtbuch' bekannt ist. Es möchte wohl [.] nicht wenig interessant seyn, eine kleine Sammlung von seinen Predigtentwürfen zu haben: man würde darin manche treffliche Materialien und viele lehrreiche Originalitä- ten finden." - Ludwig Natorp (1774-1846). Frank Stückemann, seit 1991 Pfarrer in Soest-Meiningsen, promovierte 2009 über Schwager, gab 2013 mit W. Gödden und P. Heßelmann Sämtliche Romane und eine Reisebeschreibung Schwagers sowie den Schwager-Ausstellungsband "Er war ein Licht in Westfalen", dann dessen Brautbriefe heraus (Veröffentlichungen der Literaturkommission Bd. 36, Bd. 54/1 u. 2, Bd. 55 u. Bd. 56).