Beschreibung
Das Problem, wie das überaus komplexe synoptische Verhältnis zwischen den drei ersten Büchern des Neuen Testaments entstanden sein kann, ist einer deutlichen Mehrheit der neutestamentlichen Exegeten zufolge seit langem gelöst. Eine Kernthese der vorliegenden Arbeit lautet, dass die engsten Analogien zum synoptischen Befund des Neuen Testaments in den Paralleltexten der rabbinischen Traditionsliteratur zu finden sind, etwa in den beiden Versionen des Traktats Avot de Rabbi Natan. Zieht man im Rahmen eines interdisziplinären Ansatzes zusätzlich die relevanten Ergebnisse der kognitiven Gedächtnispsychologie und die Forschungen zur Traditionsvermittlung in mündlichen Kulturen (Oral poetry) heran, zeigt sich: Um dem Verhältnis zwischen den synoptischen Evangelien in seiner ganze Komplexität historisch gerecht zu werden, ist der Einfluss eines mündlichen Faktors (bzw. eines Gedächtnisfaktors) wesentlich höher zu veranschlagen als gemeinhin angenommen wird. Als wahrscheinlichstes Lösungsmodell zur synoptischen Frage erweist sich im Zuge des hier gewählten interdisziplinären Zugangs die klassische Traditionshypothese.
Aus dem Inhalt:
Bestandsaufnahme und Fragestellung - Analogien aus der antiken Literatur ·Erkenntnisse aus der Gedächtnispsychologie - Analogien aus Experimentalpsychologie und Oral poetry - Analogien aus der rabbinischen Überlieferung - Analogien aus den Minor Agreements - Ergebnis, Summary